Alle Jahre wieder … oder meine Empfehlungen zu Weihnachten.

Es ist wieder soweit. Die kälteren Temperaturen nahen (endlich), vielleicht sogar die ersten Schneewehen, das Ende des Jahres kommt schrittweise näher und damit dann auch das Fest der Besinnlichkeit. Und natürlich möchte ich es mir da nicht nehmen lassen, euch eine kleine Empfehlungsliste mit auf den Weg zu geben. Bücher sind ja schließlich auch ein sehr persönliches Geschenk, welches dem Beschenkten großteils länger Freude bereitet und dabei auch eine schöne Geste ist, um einfach “Danke” zu sagen – Gut, vielleicht ist ein Krimi jetzt nicht so unbedingt etwas dankbares, aber auch jene lohnen sich natürlich. Die folgenden Bücher haben’s mir in diesem Jahr sehr angetan oder wurden bereits mehrfach verschenkt, lieb gewonnen oder begeistert verschlungen, vielleicht ist ja für euch die ein oder andere Idee bzw. Inspiration dabei.

Ich fange mal mit meinen liebsten Romanempfehlungen an. Zum einen wäre da “Die Kunst zu verlieren” von Alice Zeniter. Es ist ein Generationenroman über eine Migrationsfamilie. Nach dem algerischen Unabhängigkeitskrieg fliehen Ali, Yema und ihre Kinder nach Frankreich. Sie lassen ihre Wurzeln und Heimat hinter sich und erhoffen sich nun in diesem so fremden Land, mit der unbekannten Sprache einen Neuanfang zu finden, doch daraus wird mehr oder minder ein Rückzug in sich selbst. Knapp zwei Generationen später versucht Naima durch einen Zufall die Verbindung zur einstigen Heimat aufzunehmen. Doch die alten Geschichten ihrer Großeltern holen sie irgendwann wieder ein, Fragen bleiben offen und der Wunsch nach einer Erklärung unvermeidlich. War ihr Großvater ein Verräter oder gab es noch ganz andere Gründe für ihre Flucht?
“Die Kunst zu verlieren” ist ein sehr bewegender Roman über das Auseinanderdriften einer Familie, eine intensive Geschichte über Migration und Veränderung, das Erbe einer verlorenen Heimat, aber eben auch der große Wunsch nach Beständigkeit, Hoffnung, Freiheit und Zusammengehörigkeit. Alice Zeniter erinnert dabei an “Das achte Leben (für Brilka)” von Nino Haratischvili und doch ist es menschlich etwas ganz anderes…. [eine ausführliche Rezension gibt’s hier]

Das zweite Buch wäre dann “Kachelbads Erbe” von Hendrik Otremba. Dies ist eher ein dystopischer Roman, der in den achtziger Jahren spielt und doch so viel Realität und aktuelle Brisanz enthält. Das kryonische Unternehmen Exit U.S. hat sich zur Aufgabe gemacht Menschen für die Zukunft einzufrieren und gibt damit gerade den ‘Unsichtbaren’ der Gesellschaft Hoffnung. Hoffnung auf eine bessere Zeit im Irgendwann. Sie alle haben ihr persönliches Schicksal zu tragen, sei es Krankheit, Angst, ein einsames Leben… und sehen die Zukunft als ihre einzige Perspektive der Besserung. Und mitten unter ihnen der deutsche Auswanderer H.G: Kachelbad. Seine Aufgabe ist es die sogenannten kalten Mieter nach ihrem selbstbestimmten Tod für die Zukunft bereit zu machen, sie zu konservieren und auf sie aufzupassen. Doch nicht nur das, er macht sich Notizen über das Leben jedes Einzelnen, beginnt einen Roman zu schreiben und ihnen, den Vergessenen und Unsichtbaren eine Stimme zu geben.
Otremba hat in diesem Buch sehr vieles vereint, denn dieser Roman ist eine spannende Mischung aus Erzählungen, Transskripten, Tagebuchaufzeichnungen, Gedanken und Zitaten. Es ist ein ergreifendes Gesamtkunstwerk, das sich der Kryonik verschrieben hat und doch so viel mehr transportiert, aufwirft und uns vor gedankliche Abgründe stellt. Der zeitliche Rahmen -geprägt von Aids, dem Unglück von Tschernobyl, dem kalten Krieg, Erdbeben und der Bedrohung durch die Menschheit selbst – sowie der ineinander greifende Aufbau machen dieses Buch zu einem faszinierenden Roman, der über Vergangenheit und Zukunft nachdenken lässt, aber auch einen Blick in eine ganz neue Welt offenbart. Großartiges Buch … [mehr gibt’s hier]

Kommen wir zu den spannenden Geschichten und da denke ich zuerst an den großartigen, historischen Schwedenkrimi “1793” von Niklas Natt och Dag. Die Geschichte beginnt zwar recht ‘klassisch’ mit dem Fund eines Toten bzw. in diesem Fall ist es eine bis auf den Torso verstümmelte und den Sinnen beraubte Leiche. Der an Tuberkolose erkrankte Jurist Cecil Winge und der traumatisierte Veteran Jean Michael Cardell, wollen dem Ganzen auf die Schliche kommen, geraten dabei selbst ins Visier dubioser Gestalten und kommen dabei recht schnell an ihre körperlichen Grenzen… Am Ende ist es ein sehr detailliert ausgeklügelter Mordfall, dem die beiden auf den Grund gehen, aber dieses Buch enthält noch viel mehr. Es ist ein großartiges Abbild der damaligen Zeit. Wir lernen neben den Ermittlern die Schicksale von Kristofer Blix und Anna Stina kennen, fiebern mit den Protagonisten mit und werfen einen Blick auf die damaligen Vergehen und in die Spinnhäuser, in die die Frauen wegen kleinerer bis größerer Ungereimtheiten und Anschuldigungen gesteckt wurden. Es ist ein Krimi mit Sogwirkung und ohne nun groß zu spoilern, die menschlichen Abgründe in diesem linken Spiel, sind echt gewaltig. Natürlich habe ich bereits vor einiger Zeit begeistert über dieses Buch geschrieben… [eine ausführliche Rezension gibt’s hier.]
Und wer dann vom damaligen Stockholm und diesem verwundeten Ermittlerduo noch nicht genug haben sollte, wird sich darüber freuen, dass bereits Anfang Januar mit “1794” eine Fortsetzung erscheinen wird.

Eine ähnliche Sogwirkung gibt es auch beim Thriller von Remiguisz Mroz. “Die kalten Sekunden” fangen bereits sehr hart, mit der Vergewaltigung einer jungen Frau an. Diese hatte sich gerade mit ihrem Freund verlobt und binnen einzelner Sekunden erlischt das ganze Glück. Vor einem Lokal treffen sie auf eine Gruppe gewalttätiger Männer und damit ist ihr Unglück besiegelt. Damian wird niedergeschlagen, dazu gezwungen die sexuellen Übergriffe auf seine Freundin mit anzusehen und anschließend bewusstlos getreten. Als er wieder aufwacht, ist Ewa verschwunden und das Einzige was ihm bleibt, ist die Erinnerung an Leid, Schmerz und Demütigung.
Zehn Jahre später taucht im Internet dann plötzlich ein Bild seiner Verlobten auf. Mit diesem Foto sucht ein Unbekannter nach der jungen Frau, die er auf einem Konzert gesehen hat. Es ist eindeutig. Ewa lebt! Doch die Polizei hält von der ganzen Sache natürlich nichts. Damian und sein Kumpel wollen weiter suchen, jeder Spur nachgehen und wenden sich an die Privatdetektei der Reimanns. Doch damit geraten sie dann plötzlich selbst ins Visier der Mörder, aber auch der Polizei und Damian bleibt nur noch eins… die Flucht nach vorn.
Dieser Thriller hat mir sehr häufig die Sprache verschlagen, mich gefesselt, innerlich total aufgewühlt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Doch es ist nicht nur das, weshalb ich euch dieses Buch empfehlen möchte. Mroz beschäftigt sich mit der häuslichen Gewalt, der Frage nach der Moral, der Hoffnung, dem Verlust, aber auch mit der Hilflosigkeit. Die Vermisstenzahlen in Polen sind beängstigend und auch die Gewalt, die vor allem Frauen widerfährt, ist mehr als beunruhigend. Es ist so eine Art Weckruf, dass wir insgesamt mehr aufeinander aufpassen müssen, es ist, aber auch eine Geschichte, die sehr unter die Hau geht. Typisch düster, melancholisch, polnisch… lesen! [mehr hier]
Und auch hier erscheint bereits im Frühjahr mit “Bis zum Ende” eine Fortsetzung und ich fürchte, die hat es noch einmal in sich.

Und dann gibt’s da natürlich auch noch Katrine Engberg mit ihren etwas ‘leichteren’ Kopenhagenthrillern. “Blutmond” ist der zweite Teil, der bereits erschienen ist und ist einfach perfekt für jeden, der eher selten Krimis liest oder sonst eher zur Nebenbeiunterhaltung greift. Katrine Engberg geht gemeinsam mit ihren Ermittlern Jeppe Korner und Anette Werner auf Spurensuche. Der Designer Alpha Batholdy wird auf der Straße tot aufgefunden. Die Todesursache ist dabei kein Messer, Dolch oder eine Schusswaffe… es ist einfach ein Reinigungsmittel, das ihm im Trubel einer Aftershowparty untergejubelt wurde. So torkelt er im Todeskampf einsam durch die Straßen von Kopenhagen und stirbt unter den Augen einer Prostituierten, die gerade ein Geschäft abwickelt. Doch Alpha soll kein Einzelfall bleiben, denn der Mörder hat es bereits auf weitere Personen abgesehen und Jeppes Freund gerät ziemlich schnell ins Visier der laufenden Ermittlungen…
Was soll ich nun sagen… Katrine Engberg schreibt toll. Ihre Fälle sind zwar hier und da etwas vorhersehbar, aber menschlich gesehen entwickelt sie mit ihren Krimis jedes Mal eine großartig, spannende Geschichte, die beinahe jeden begeistern kann. Zwar ist “Blutmond” nun bereits der zweite und es lohnt sich wirklich mit “Krokodilwächter” zu beginnen, aber auch einzeln ist dies ein großartiges Buch mit dem man eigentlich nichts falsch machen kann. Und wenn man schon einmal dabei ist, auch hier erscheint bereits im Frühjahr “Glasflügel” und damit der 3. Teil der Kopenhagenreihe. [Rezension hier]

Kommen wir von Ermittlern und Ermittlerduos zu Heldinnen. Und da kommt man an in diesem Jahr an “Miroloi” von Karen Köhler einfach nicht vorbei. “Miroloi” bedeutet eigentlich Totenlied, doch in dieser Form würde ich es eher als Lebenslied oder Mut-mach-Lied mit einhunderachtundzwanzig Strophen bezeichnen. In diesem Roman hat ein junges Mädchen die Hauptrolle. Sie wurde als Kind vor dem Haus des Betvaters abgesetzt und wächst nun namenlos in dem kleinen Dorf auf dieser abgeschiedenen Insel auf. Das Leben dort wird von dem Ältestenrat und der von ihnen ausgelegten Korabel bestimmt. So darf sie keinen Namen tragen, da dieser von Geburtszeit und -tag abhängig ist… doch diese kennt niemand. So ist sie also stets die Außenseiterin mit dem Hinkebein und wird von den Dorfbewohnern verachtet. Doch irgendwann beginnt sie das dortige Leben, die Regeln und die Traditionen zu hinterfragen. Gegen den Willen der Ältesten lernt sie als junge Frau das Lesen, beginnt sich gegen das vorherrschende Patriarchat aufzulehnen und verliebt sich, verbotenerweise…
Dieses Buch enthält eine sehr ergreifende Geschichte eines namenlosen, starken Mädchens, das ihren eigenen Kopf hat und auf dem Weg zur Frau Großes bewirkt. Es ist aber auch die Geschichte einer Außenseiterin, die für das Leben, die Freiheit, das Glück und die Gleichberechtigung kämpft, teilweise verliert, daran wächst und viel stärker zurückkehrt. Ich hab’ ihre Geschichte geliebt, allerdings habe ich es nicht als Angriff auf die Männerwelt oder als einen großen feministischen Roman angesehen… es ist ein Roman mit Vorbildfunktion, mit philosophischen Fragen und ja, irgendwie auch Antworten. (Und auch optisch ein Highlight.)

Ähnlich ergeht es dann auch Wasja in Kathrine Ardens Roman “Der Bär und die Nachtigall”. Auch sie ist ein aufgewecktes, starkes Mädchen, das für das Gute kämpft. Allerdings ist dieser Roman eher ein russisches Märchen mit allerlei Fantasyfiguren – so eine Mischung aus “Die Chroniken von Narnia”, “Der Hirsch mit dem goldenen Geweih mit der Hexe Baba Jaga und “Die Wolgakinder” von Gusel Jachina. Wir begeben uns im Norden von Rus auf den Hof des Landadeligen Pjotr Wladimirowitsch. Seine Frau ist bei der Geburt seiner jüngsten Tochter gestorben und dieses Kind ist einfach kein gewöhnliches Kind. Wasja kann die Trolle, Gnome, Dämonen und Geister von denen die alte Amme Dunja und unzählige Sagen berichten, sehen. Es entwickelt sich zwischen ihnen sogar mehr oder weniger eine Art Freundschaft. Auch die Dörfler schenken ihnen abergläubisch ihre Ernte, stellen Teller mit Brotkanten vor den Kamin, behüten sie, schenken ihnen Aufmerksamkeit und im Gegenzug fördern die kleinen Wichte den Ertrag ihrer Aussaaten, regulieren das Wetter und beschützen sie vor Unheil, das in den Wäldern lauert. Doch als Pjotr sich nach einem Besuch in Moskau erneut vermählt und einen neuen Priester mit nach Lesnaja Semlja bringt, soll sich alles ändern, doch das nicht gerade zum Besten. Anna Iwanowa, ist eine fromme Frau, die ständig Angst hat und von Dämonen heimgesucht wird. Und gerade in dieser ländlichen Regionen scheinen noch mehr Dämonen ihr Unheil zu verbreiten. Gemeinsam mit Vater Konstantin verbietet sie den Dorfbewohnern den Glauben an die alten Mythen und Sagen. Nur Gott ist der wahre Gebieter… doch genau das soll sich rächen. Der Priester sagt, dass Gott sie nun auf die Probe stellt, doch in Wirklichkeit richten sich die Naturgewalten gegen sie und die uralte Macht aus den tiefen dunklen Wäldern erwacht. Es folgen harte Winter, miserable Ernten, Hungersnöte, die Menschen leiden, ihre Hausgeister werden mit jedem Tag schwächer und der Bär droht ihre Welt für immer zu zerstören. Um Wasja ranken sich unerklärliche Ereignisse, die Menschen halten sie für eine Hexe. Anna möchte sie gemeinsam mit Vater Konstantin hinter dem Rücken ihres Mannes aus dem Dorf schaffen. Sie soll verschwinden, damit endlich wieder Ruhe einkehrt, doch was sie nicht wissen… nur Wasja kann sie vor der Bestie retten.
Ja, so könnte man die Geschichte und den Auftakt dieser Triologie grob zusammenfassen. Ich hatte mit diesem zur dunklen Jahreszeit passenden Roman sehr viel Spaß. Kathrerine Arden hat mich binnen weniger Seiten in ihre Welt geholt, mich mitfiebern und stets auf ein gutes Ende hoffen lassen. Halb Fantasy, halb Märchen ist, wie ich finde, eine tolle Kombination und ihre bildhaften Beschreibungen sind dabei einfach nur toll. Also falls du da jemanden kennst, der sich gerade für wunder- und fantasievolle Heldinnengeschichten begeistern kann… “Der Bär und die Nachtigall” von Katherine Arden wäre da sicherlich mehr als passend. (Übrigens wurde dieser Roman aus dem Amerikanischen von Michael Pfingstl übersetzt und wird hoffentlich im Herbst 2020 fortgeführt.)

So, kommen wir nun zu tollen Sach- und Kochbüchern. Ganz weit vorn ist da natürlich das gerade erst von mir gelesene Buch “The Wonderful Wild – was ich von Afrikas Wildnis fürs Leben lernte” von Gesa Neitzel. Es ist ein großartiges, zur aktuellen Zeit passendes Buch. Vielleicht das optimale Geschenk für Umweltschützer, Menschenversteher, Vieldenker und auch alle, die sich mit dem richtigen Umgang, dem Mindset, Glück, Ruhe und Gelassenheit beschäftigen. Gesa Neitzel schafft es den ganzen Wust aus den heutigen Konflikten und Meinungen ganz leicht und einfach, aber auch beruhigend zu erklären. Wir müssen mehr aufeinander aufpassen, zusammenarbeiten und erkennen, dass ein jeder auf seine Art und Weise sein Bestes gibt bzw. geben sollte. Es ist ein Buch das motiviert und einem die Schönheit der Welt bewusst werden lässt. Gesa beschreibt, “wie wir einen authentischen Rhythmus wieder in unseren Alltag integrieren können und nimmt uns mit auf eine Reise in die Natur und zu uns selbst.” Es ist ein Stück Bodenhaftung und eine ganz besondere Perspektive, die einfach jeder lesen, verstehen und vielleicht sogar auch leben sollte. [Rezension hier]

Und wer sich nun nicht nur den Kopf über die Welt zerbrechen möchte, sollte auch ab und zu mal eine Pause einlegen, auf sich selbst hören und vor allem sich selbst auch Gutes tun. Ayurveda ist ja schon vielen ein Begriff und doch scheint diese Jahrtausende alte Wissenschaft im Jetzt nur bedingt anwendbar bzw. generell unübersichtlich. Und gerade das schafft Dr. med. Janna Scharfenberg ganz einfach auf die heutige Zeit ‘runterzubrechen’. “Ayurveda for life – Ayurvedische Heilkunst für einen modernen Lebensstil & Alltag” ist nämlich ein Ratgeber für uns selbst mit zahlreichen wissenswerten Informationen rund um Ayurveda, verschiedenen Selbsttests, tollen Rezepten, Yoga-Sequenzen inklusive einer abrufbaren Audio-Untermalung zur Meditation und ganz vielen Tipps und Tricks für einen gesünderen, entspannteren, bewussteren und stressfreieren Alltag. Und damit ist dies dann quasi ein Standardwerk für jeden, der sich mit der fernöstlichen Weisheit auseinander setzen mag. Und wem das dann noch nicht reicht… vor kurzem erschien ein hierzu passender “Aurveda for life – Planer”. mit zahlreichen Tipps und zusätzlichem Online-Begleitprogramm. [ausführliche Rezension]

Um gesunde Ernährung, Wildkräuter, Fermentation und damit gute Bakterien für den Darm und unsere Verdauung geht es dann in “My little green Kitchen” von Sylwia Gervais. Es ist ein Kochbuch, dass zahlreiche Informationen zur optimalen ‘grünen’ Lebensmittelverwendung bereithält, Spaß macht und auch noch gut aussieht. Gerade zwischen den Rezepten steckt in diesem Buch wahnsinnig viel Leidenschaft. Sylwia hat da so eine ganz besondere Art den Leser, aber auch ihren Followern auf Instagram und auf ihrem Blog für eine vollwertige, rücksichtsvolle, vegane und trotzdem schmackhafte Ernährung, aber auch einzelne natürliche Lebensmittel zu begeistern. Dieses Buch ist da so ein kleiner Rund-um-Blick durch die Jahreszeiten und enthält zusätzlich so ganz ‘einfache’ überlieferte und in Vergessenheit geratene Sachen, vom Sammeln von Wildkräutern, über das Fermentieren und Haltbarmachen von Gemüse, bis hin zu Wissenswertem für den eigenen Anbau und einfache Grundrezepten. Sehr inspirierend und wenn nicht für andere, dann wäre es sicherlich auch etwas für euch selbst.

Ähnlich und mit wenig Gerätschaft und Vorbereitung auskommend wäre dann “Great Adventure Cooking” von Zwei Pfannen alias Iwan Hediger und Yves Seeholzer. Der Fokus liegt neben leckeren Gerichten so ein bisschen beim Reisen und Entdecken. Es ist damit wahrscheinlich eher ein Kochbuch für die jüngeren Abenteurer unter uns. Für ihre Gerichte benötigt man lediglich zwei Pfannen, Messer und Brett, eine Tasse oder einen Messbecher, einen Ess- und einen Teelöffel und natürlich ganz viel Spaß und Abenteuerlust. Die beiden Schweizer Köche hat es nach Neuseeland verschlagen und das merkt man nicht nur an den Bildern, sondern auch an den spannenden, veganen und teilweise gar exotischen Gerichten.
Also wenn Genuss ein Abenteuer sein kann, so wird man hier fündig. Und sicherlich macht dieses Buch mit einem Emaillebecher und einem kleinen Basis-Set für Backpacker und Abenteurer unter dem Tannenbaum schon sehr viel her… aber das nur so am Rande. [Zur ausführlichen Rezension geht’s hier]

Und wenn ihr nun immer noch nicht so genau wisst, welches Buch zum Beschenkten passen sollte, dann habe ich hier noch einige kleine und größere Highlights für den buchigen Gabentisch:

“Heimatland” ist zum Beispiel ein großartiges Buch, das aufgrund seiner zwölf Essays von zwölf norwegischen Autoren und Autorinnen besticht. Es ist mehr ein Rundumblick norwegischer Literatur und man bekommt einen teilweise sogar sehr bewegenden Einblick in den Stil, die Schreibart, die Bildhaftigkeit und Erzählkraft der Autoren/Autorinnen. Eigentlich soll es hier um das typisch Norwegische gehen und doch dreht sich vieles um Flucht und Ankommen, Familie, Gemeinschaft und Austausch. Das Vorwort ist ein Gespräch zwischen I.K.H. Kronprinzessin Mette-Marit und Geir Gulliksen in dem sie auf die daraufhin folgenden Essays bereits eingehen, aber auch ihre Ansichten von Heimat und Literatur teilen. Das macht es dann zu einer wunderschönen, persönlichen Zusammenstellung und ein jeder wird hier sicherlich den ein oder anderen Lieblingstext finden und/oder einen neuen Lieblingsautor für sich entdecken. Vor einiger Zeit habe ich bereits ausführlich über meine Eindrücke geschrieben und meine Lieblingstexte kurz zusammengefasst. Ein sehr tolles Buch, nicht nur für jeden Skandinavienfan. [zur Rezension]

Ein bisschen grafischer und mehr fürs Auge wäre dann “Wer stahl dem Wal sein Abendmahl” von Michael Roher. Es ist ein so detailliert und liebevoll gestaltetes Buch mit vielen kleinen Reimen und Spielereien, die optisch wahnsinnig viel her machen und Freude bereiten. Eine jede Doppelseite enthält eine sehr, sehr schöne schwarz-weiß Illustration, manchmal gezeichnet, manchmal etwas mehr collagenartig, teilweise gleicht es damit einem Märchenbuch und manchmal ist es einfach nur eine tolle Umrandung der kleinen Verse. Die Text regt zum Schmunzeln und Fantasieren an. Und so ist es dann auch insgesamt ein Buch, dass so ein bisschen zum Verweilen einlädt, uns der Ernsthaftigkeit des Alltags beraubt und immer wieder neu angesehen und erlebt werden kann.

Auch toll und eher als kleines Geschenk geeignet, wäre dann Peter Stamms Weihnachtsgeschichte “Marcia aus Vermont”. Stamm spielt hierbei mehr mit der Erinnerung und erzählt eine kurze Geschichte über eine Begegnung zweier Menschen, die sich dann wieder aus den Augen verlieren und irgendwie dann doch nach dreißig Jahren wieder aufeinandertreffen. Doch ist die Erinnerung noch so klar wie damals oder ist sie doch mehr als die Wirklichkeit?

Und falls der Beschenkte ein Klassik-Liebhaber ist oder sich für die klassische Musik begeistern könnte, empfehle ich unbedingt “Ein Jahr voller Wunder” von Clemency Burton-Hill. Und wie der Name es bereits verrät enthält dieses Buch Klassik für ein ganzes Jahr.
Und so ist das dann nicht nur eine persönliche Zusammenstellung der Autorin, sondern auch ein sehr persönliches, vielleicht sogar intimes Geschenk. “Durch die Musik können wir erkunden, ausdrücken und vermitteln, was es heißt, Mensch zu sein. Das ist eine unserer größten Gaben. Wir sind aber auch eine Spezies, die sich mittels Musik austauscht: Seit Anbeginn der Zeit haben Menschen mit ihrer Hilfe kommuniziert und eine Verbindung zueinander aufgebaut.” Und ein jeder empfindet Musik anders. Für den einen ist Musik eine herrliche Untermalung, für den anderen die Welt. Jedes einzelne Musikstück kann so viel in uns selbst bewegen, wie ein guter Freund für tolle, traurige, aufregende Zeiten sein oder uns bis ins Mark berühren und zum Nachdenken bringen.
Clemency nimmt uns mit durch eine Auswahl an 366 Stücken klassischer Musik aus tausend Jahren Musikgeschichte. Von Hildegard von Bingen aus dem Mittelalter bis hin zu aktuellen Stücken der Millenials -mehr als 240 Komponistinnen und Komponisten melden sich hier musikalisch zu Wort und kein Stück ähnelt dabei dem anderen. An jedem Tag präsentiert Clemency uns ein neues Lieblingsstück, erzählt etwas über den Komponisten/die Komponistin, teilt einzelne Hintergrundinformationen, ihre Gedanken und Bereicherungen. Es ist als würde man die Musik noch einmal ganz anders erleben und dafür empfehle ich dann völlig unvoreingenommen das Lied des Tages zu hören und erst dann die Beschreibung zu lesen und das Stück erneut zu erleben – zumindest habe ich jedes Mal das Gefühl, durch die Beschreibung eine Tür zu öffnen, die noch einmal einen ganz anderen Blick zulässt und teilweise gar Begeisterung und Vorfreude mit sich bringt. Jede Epoche hat so ihre Eigenarten und es ist auch ein feiner kleiner Unterschied, wenn man plötzlich den Komponist bzw. die Komponistin einordnen kann – Man geht mit einem anderen Gefühl an das Stück, achtet auf andere Dinge, nimmt den Klang in sich auf. Und wer nun denkt… naja, es ist ja schön und gut, wenn dieses Buch von Musikstücken erzählt, aber wer sagt dann, dass ich die gleiche Aufnahme des Stücks im Internet finde?… Nun ja, dafür hat Diogenes eine ganz eigene Playlist zusammengestellt, allerdings gibt es hier einen kleinen Nachteil. Die Playlist ist über Apple music verfügbar und ist daher nur testweise (sofern man dann einen Internetanschluss hat) für 3 Monate kostenfrei, außer man schließt natürlich ein Streaming-Abo ab, aber das muss man dann schon wollen. Ich selbst bin von solchen Musikstreaming-Angeboten nur bedingt ein Fan und suche mir daher die Stücke dann lieber so.. das geht auch. Dieses Buch kommt übrigens aus dem Englischen und wurde von Barbara Neeb, Ulrike Shimming und Katharina Schmidt übersetzt. Weitere Infos, Videos und ‘Gehörproben’ findet ihr übrigens bei Diogenes…

An dieser Stelle würde ich nun gerne noch auf Simone Lapperts “Der Sprung” oder Albrecht Selges “Fliegen” hinweisen, aber diese Bücher habe ich gerade nicht greifbar, sodass ich dann einfach nur auf die entsprechenden Rezensionen verlinken möchte.
“Fliegen” – Albrecht Selge
“Der Sprung – Simone Lappert

Und dann gibt’s da natürlich auch noch meine Empfehlungsliste aus dem letzten Jahr… vorbeischauen lohnt sich. 😉

Literatur ist etwas Tolles, etwas persönliches, etwas, dass uns eine Zeit lang begleitet, uns in fremde Welten holt, begeistert, verrückt macht, liebt und lebt. Bücher sind gerade zu Weihnachten ein wundervolles Geschenk, aber auch zu sonstigen Zeiten eine tolle Aufmerksamkeit, ein “Danke” oder eben ein Selbsterlebnis. An einem Buch schreiben Autorinnen und Autoren teilweise jahrelang, Lektoren arbeiten mit ihnen zusammen um aus den Geschichten das Optimum herauszuholen und Verlage, sowie Druckereien und Gestalter machen aus diesen Texten einfach großartige Geschenke. Ich möchte jetzt eigentlich gar nicht dieses eBook verteufeln und doch ist gerade ein gedrucktes Buch, ein Stück weit Stabilität und Persönlichkeit, das man in den meisten Fällen sehr lange mit sich herum trägt, anschaut, stehen hat. Manchmal ist es mit Ereignissen verknüpft oder ein Andenken an einzelne Personen; Jedes Buch in unseren Regalen ist aber auch ein Stück ‘Wir selbst’. In diesem Sinne eine schöne Weihnachtszeit und viel Spaß an neuen Geschichten.
frank

17. Dezember 2019

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