“Die 4 Happiness-Typen” oder wie Erwartungen unser Leben beeinflussen

Kennt ihr das, dass ihr euch im Urlaub oder auch sonst ganz viele Dinge vornehmt und ihr trotz der vielen Freizeit so einfach zu überhaupt nichts gekommen seid? Oder wie ist es mit euren Vorsätzen? Funktioniert der Wunsch etwas zu tun wirklich oder scheitert ihr ständig dran? So ähnlich erging es mir ehrlicher Weise ganz, ganz häufig. Pläne und Gedanken stehen und irgendwie scheitert es dann an der Motivation, oder dem fehlenden Druck oder dass Deadlines einfach noch so ‘unendlich’ lang wirken. Auch buchtechnisch hatte ich mir da einmal von Gretchen Rubin den Ratgeber Das Happiness Projekt – Oder: Wie ich ein Jahr damit verbrachte, mich um meine Freunde zu kümmern, den Kleiderschrank auszumisten, Philosophen zu lesen und überhaupt mehr Freude am Leben zu haben gekauft. Eigentlich ein tolles Buch, das den Leser ein ganzes Jahr begleitet und monatlich mit neuen Erkenntnissen aus verschiedenen Bereichen daherkommt und einen unterstützt Happier (gibt’s das Wort eigentlich?) zu werden. Ich fürchte ich brauche nun nicht erwähnen, dass das ganze Projekt innerhalb von zwei Monaten stagnierte und im Sand verlief. Doch warum ist das so?

Die Erklärung liegt in unserem Wesen bzw. in unserem Umgang mit inneren und äußeren Erwartungen. Die 4 Happiness-Typen – Wie Erwartungen unsere Glücksfähigkeit prägen von Gretchen Rubin beschäftigt sich nun genau damit. Mithilfe eines Testes mit über einer Million Teilnehmern hat sie insgesamt 4 verschiedene Grundverhaltensmuster erkannt, die uns und unsere Interaktion mit anderen optimal beschreiben. So gibt es Pflichterfüller, Hinterfrager, Teamplayer und die sogenannten Rebellen. Alle haben ihre Eigenarten und jeder eine total andere Arbeitsweise bzw. Erwartungen an sich selbst und andere.

Nach einem kurzen Selbsttest geht sie in ihrem Buch auf die verschiedenen Typen “Mensch” ein und erklärt, was jeden einzelnen charakterisiert oder anders gesagt, wie man jeden Typ verstehen und pflegen kann. So hangelt sie sich nun jeweils durch die Stärken und Schwächen, die möglichen Ausprägungen und Möglichkeiten der Motivation und Erwartungen der vier ‘Arten’ und erklärt, wie man mit ihnen optimal umgeht – sei es bei der Arbeit, in Partnerschaft, als Kind oder Patient. Der Schlüssel des ganzen ist nämlich, sich und seine Handlungen zu verstehen und vor allem auch mit anderen optimal zu agieren, um am Ende das bestmögliche herauszuholen bzw. die gegenseitigen Erwartungen zu erfüllen.

 

“Mit der Einsicht, der Erfahrung und Selbsterkenntnis, die wir durch das System der vier Tendenzen gewinnen, können wir unsere Zeit produktiver nutzen und bessere Entscheidungen treffen. Der Druck im Leben lässt nach, wir werden gesünder, und die Beziehungen zu unseren Mitmenschen werden befriedigender.”

 

Um nun nicht auf jeden einzeln einzugehen bzw. das ganze Buch nur in anders zu erzählen, schildere ich nun meine Eindrücke. Zunächst fand ich den anfänglichen Test etwas plump, gar recht simpel und die Auswertung war irgendwie auch schon vorgegeben. Aus allen vier Ecken hatte ich ungefähr gleich viele Punkte, einzig der Teamplayer hatte ein Pünktchen mehr. Für mich eher verwunderlich, da ich dann doch sehr gerne den Sinn vieler Dinge hinterfrage oder auch mal nicht überall einfach so ‘mitspiele’. Und doch, hatte sie irgendwie auch recht. Wahrscheinlich, so denke ich, wird sich eh jeder in jedem einzelnen Typ wiederfinden bzw. in verschiedenen Situationen auf verschiedene Eigenschaften zurückgreifen. Gretchen Rubin nennt es verschiedene Tendenzen innerhalb des Typs, aber irgendwie finde ich es nach wie vor etwas fraglich. Als Teamplayer (und das erklärt den Punkt der fehlenden Motivation ganz gut) benötige ich Termine, bzw. Menschen um mich herum, die Erwartungen stellen. Erwartungen daran, dass man sich in den nächsten Tagen meldet, wieder Sport macht, etwas abgeben soll oder über Zwischenstände spricht, ansonsten verläuft vieles eher im Sand, bevor es kurz vor knapp fertig werden muss. Und meine eigenen Ziele, wären dann sowieso etwas zurückgestellt. Beruhigend ist jedoch, dass ich damit nicht allein bin. Zur Gruppe der Teamplayer zählen etwa 41% der Bevölkerung und irgendwie ist die Vorstellung, dass wir alle im Team funktionieren ja schon irgendwie auch evolutionär erklärbar. Es läuft alles nur miteinander, in der Gruppe, mit Erwartungen an uns und andere. Die Ausreißer sind dann nämlich eher die Pflichterfüller und Rebellen. Sie wollen nämlich alle Erwartungen erfüllen bzw. verweigern sich ihnen. Da jedoch alle unterschiedliches erwarten und wollen, macht es das manchmal schwer und gerade deshalb sollten wir uns gegenseitig mehr verstehen. Ob man dafür nun dieses Buch braucht oder nicht, lass ich einfach mal dahin gestellt. Jeder benötigt ja irgendwie andere Inputs und was für den einen keine Hilfe ist, ist für den anderen die Lebensweisheit schlechthin. Gretchen Rubin erklärt recht einfach und simpel, ihre Erkenntnisse. Zusätzliche Beispiele und Erlebnisse anderer unterstreichen reichlich ihre Beobachtungen und so versucht man dann auch, alle möglichen Bekannten einzuordnen.

Ich hätte es in dieser Form nun nicht gebraucht und gerade der Umgang miteinander bzw. die angekündigte Erwartung in Hinblick auf Glücksfähigkeit, kam mir etwas zu kurz. Auch weil ich irgendwie so eine Mischform aus allem darstelle. Vielleicht liegt das an meiner inneren Beurteilung und andere würden das nun komplett anders beurteilen, aber eine Tendenz zu allem… hm, ja. Den Weg zum Glück habe ich so leider nicht gefunden, aber was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden.

 

“Es hängt davon ab, wie man mit den Vorzügen und Nachteilen seines Naturells umgeht. Die glücklichsten und erfolgreichsten Menschen sind die, die wissen, wie sie ihre Tendenz zu ihrem Vorteil nutzen und […] deren Begrenzungen ausgleichen können.”

 

Gretchen Rubin – Die 4 Happiness-Typen
Aus dem amerikanischen Englisch von Elisabth Liebl.
kailash.
Seiten. 15 Euro. Klappbroschur.

 

//Rezensionsexemplar. 

7. April 2019

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