Ratgeber | Mit “Kreativität” in ein ausgeglichenes, stärkeres und glückliches Leben

Mit Kreativität kann man ja bekanntlich viel erreichen. Nicht nur hübsche Bilder malen, fotografieren oder Wohnungen einrichten, sondern auch die täglichen Herausforderungen des Lebens meistern.

In ihrem Buch Kreativität bietet Melanie Raabe sehr viele Möglichkeiten und Anstöße seine eigene Kreativität zu finden, Ideen und Inspiration um Raum und Stille zu finden und irgendwie das Leben wieder faszinierender, fröhlicher und bunter zu machen. Kreativität kann viel und gerade in der heutigen Zeit, der stets ähnlich stupiden Tagesabläufe, ist es auch sie, die uns aus diesem alltäglichen Trott wieder rausholen kann. In etwa 7 großen Abschnitten erklärt Raabe sehr ausführlich beinahe alles was man über dieses große “Talent” der Kreativität wissen muss – von der Begriffsdefinition und den Auswirkungen eines offenen und kreativen Blicks im Alltag, über die Ideenfindung, den eigenen Stil, Techniken und den Umgang mit Fehlern und Erwartungen bis hin zu unvorteilhaften Vergleichen mit anderen, dem Umgang mit eigener Skepsis und Angst, sowie der richtigen Balance. Es ist aber nicht nur ein Ratgeber in dem Raabe einfach mal eine Anleitung zur Kreativitätsfindung gibt, sondern gleichzeitig ist es auch ein sehr interessanter Einblick in das Leben der Autorin selbst und die Hintergründe zu ihren bisher erschienenen Thrillern. Eine bunte Mischung aus Persönlichkeit, Informationen, zahlreichen Inspirationsquellen und noch vielen weiteren Tipps, Tricks und ‘Verlinkungen’ zu weiterer Literatur, TED-Talks, Videos und natürlich auch kreativen Gedanken. Insgesamt ist auch das Buch optisch recht kreativ gestaltet. Der Fließtext wird hier und da von Illustrationen eingerahmt, von nützlichen Listen und Aufzählungen, sowie Aufforderungen selbst kreativ zu werden durchbrochen. Kreativität ist einfach mehr, als nur ein Hobby oder ein Talent. Kreativität ist eine Lebenseinstellung. Einfach jeder kann sich kreativ entfalten, Bücher schreiben, Bilder malen, fotografieren, kochen oder einfach sich den Herausforderungen des Lebens stellen und seinen persönlichen Weg finden. Dieses Buch ist quasi eine stützende Hand und je nachdem wie tief man in das Thema einsteigen möchte, ist einfach für jeden etwas nützliches dabei, aber Vorsicht, die Dosierung ist entscheidend.

“Ich bin kein Genie, auf das die Welt gewartet hat. Aber zum Glück muss ich das auch gar nicht sein, um ein kreatives Leben zu führen. Zum Glück kann auch ein eher durchschnittlicher Mensch wie ich sich kreativ ausdrücken, etwas erschaffen – und im Idealfall nicht nur sich selbst, sondern auch anderen Menschen damit Freude bereiten. Wie man das macht? Genau darum geht es in diesem Buch.”

Ich persönlich fand diesen Ratgeber insgesamt sehr faszinierend, aber weniger dem Thema geschuldet, sondern weil Melanie Raabe hier sehr viele Gedanken, Ideen, Abläufe und Hintergrundinformationen zu ihren Büchern mit einbringt. Kreativität ist an sich ja auch kein neuer Schuh und jeder ist in seinen Bereichen häufig schon ganz von alleine ein Künstler, auch wenn man sich dessen häufig gar nicht mal so bewusst ist… Aber was macht schon Kreativität aus? Sich Ziele stecken und diese irgendwie zu erreichen, das Leben und den Alltag zu meistern und dabei hier und da auch mal gedanklich treiben zu lassen oder Nebensächlichkeiten anders zu sehen, die Routine aufzubrechen, sich und sein Leben zu bereichern. Und genau das beschreibt die Autorin immer wieder anhand eigener Beispiele oder in Form von anderen Persönlichkeiten, die trotz Handicap etwas erreicht haben oder bereits ähnlich Kluges analysiert, berichtet oder geschrieben haben. Die Möglichkeiten der Inspiration sind in diesem Buch wirklich groß. Doch so klug, motivierend und kreativ dieses Buch ist, genauso demotivierend kann es an einigen Stellen auch sein. Das “ich habe dies geguckt, das gelesen, jenes gehört und der, die, das hat das und das herausgefunden oder im Leben gemacht, weil sie dies und das…” zeigte mir häufig, dass man vielleicht doch nicht so gebildet ist oder eben nur recht wenig ‘Tolles’ bis dato gelesen und gemacht hat. Irgendwie fand ich das oftmals sehr frustrierend, dieses oder jenes Buch eben noch nicht gelesen oder den Podcast gehört zu haben und wenn man so will, packt einem dieses Buch mehr und mehr auf die persönliche To-Do Liste und stopft den Leser/die Leserin, sofern er oder sie sich denn wirklich für dieses Thema in seiner vollen Breite interessiert, sehr voll, ohne dass er/sie wirklich die Chance hatte erst einmal mit irgendetwas anzufangen. Allerdings erwähnt Raabe auch häufiger, dass man mehr learning bei doing betreiben sollten, was diesem ganzen Input schon ein wenig widerspricht, sodass man dieses Buch dann tatsächlich eher in kleineren Dosen genießen und als Anleitung nutzen sollte.

“Versuche, dich kennenzulernen, so, wie du es mit einer Person tätest, in die du dich gerade frisch verliebt hast. So bekommst du ein besseres Gespür für dich selbst, für deine Themen, deine Neigungen. […] Du wirst Lust bekommen, deinen Interessen, die du zu Tag gefördert hast, zu folgen. Du wirst dir Dinge anlesen, anschauen, anhören. Vielleicht wirst du von gewohnten Pfaden abweichen. All das hilft dir, inspiriert zu bleiben.”

Melanie Raabe hat quasi ihre Hausaufgaben gemacht, viele andere Menschen, eigene Erfahrungen, Anleitungen und Möglichkeiten, inspirierende Persönlichkeiten oder eventuelle Vorbilder werden auf diesen rund 350 Seiten vorgestellt, weitere 70 weiterführende Quellen/Links und TED-Talks hintenangestellt und damit war meine Kreativität irgendwie überfordert und die Leichtigkeit verschollen, auch wenn sie hier und da genau dafür plädiert.
Und gerade in diesen Momenten der kreativen Überforderung habe ich das Buch wieder zur Seite gelegt und einfach etwas anderes gemacht und mich wahrscheinlich mit eher stupiden, gegenteiligen Sachen beschäftigt, als mir gerade noch geraten wurde. Ich hab mich berieseln lassen, bin ohne Musik oder Podcast auf den Ohren spazieren gegangen (wobei auch dies eine Möglichkeit ist den Kopf frei zu bekommen, um anschließend kreativ tätig zu sein) und habe nach weniger gesucht. An anderen Stellen habe ich dieses Buch dann trotzdem wieder sehr genossen, habe mich gefreut hier und da mal wieder ein paar nützliche Tipps zu bekommen. Kreativität ist ein riesiger Bereich und wahrscheinlich immer um uns rum. Nicht jeder Mensch inspiriert, fasziniert und oder ist gar Vorbild. Oder doch, aber das nicht gleichzeitig und alles in einer Person. Raabe finde ich zum Beispiel selbst total faszinierend und gerade das was sie tut und macht, ihre Selbstausstrahlung und Positivität beeindrucken mich sehr und dennoch kann ich nicht wirklich sagen, dass mich auch ihre Thriller bisher gepackt haben.

Und so ist auch dieses kein Buch, das mich durch und durch begeistert hat. Dieser Ratgeber hat viele glanzvolle Facetten. Melanie Raabe gibt viele, viele Tipps, beschäftigt sich vielfältig mit dem Thema Kreativität und dem Leben, sowie Authentizität, Disziplin, Fehler usw., gibt Einblicke in ihr privates Leben und ja vielleicht ist dieses Buch auch noch ganz niedlich, illustrativ gestaltet. Es ist ein guter Anstoß und wer wirklich noch keine Kreativitätstechniken kennt oder sich ständig sagt “Ach, Kreativität liegt mir einfach nicht.” wird hier sehr bepuschelt und wird wirklich viele Anregungen mitnehmen… aber (und da greife ich ihre Ansicht nun wieder auf) wer wirklich kreativ sein möchte, der probiere sich lieber aus, schaue immer mal wieder über seinen eigenen Tellerrand, beobachte einfach die Menschen in seinem täglichen Umfeld und versuche sich hin und wieder mal an abstrusen Dingen, einfach so… und dann kommt das alles mit ein bisschen Zeit und Vergnügen schon von ganz allein, ob nun mit oder ohne Ratgeber.

___

Melanie Raabe – Kreativität.
btb.
Seiten. 20 Euro. Hardcover.

___weitere Bücher der Autorin:
Die Falle. Thriller. btb. 2015.
Die Wahrheit. Thriller. btb. 2016.
Der Schatten. Thriller. btb. 2018.
Die Wälder. Thriller. btb. 2019

2. Februar 2021

No Comments

Leave a Reply

You Might Also Like