Wer mich kennt, weiß, ich bin ja sehr vom fernöstlichen Glauben angetan. Der Buddhismus und seine Lehren faszinieren mich und ich finde es toll, dass gerade durch den Achtsamkeitshype auch so ein bisschen Buddhismus in unsere Breiten bzw. in den bewussten Alltag rüberschwappt. Auch Helge Timmerbergs Buch Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything bedient sich dieser Thematik, wobei dieses Buch hauptsächlich einen Ausschnitt aus seinem Leben und einem Mantra gegen die Angst, das ein Yogi Timmerberg anvertraute, beinhaltet.
“Bereit für alles zu sein bedeutet, keine Angst mehr zu haben, und wer keine Angst hat, keine einzige, auch nicht die klitzekleinste, ist frei, und wer frei ist, hat alle Kräfte, die von der Angst absorbiert werden, zur freien Verfügung.”
Helge ist Autor, Journalist, Reiseschriftsteller und selbst ernannter Hippie. Als er vor Jahren im Annapurna-Massiv pilgerte und sich einem Yogi anvertraute, schenkte dieser ihm ein Mantra gegen seine Angst. Und seine Ängste, Aufregung, Lampenfieber waren tatsächlich recht häufig präsent – sei es durch einen nahenden Hund, einen Türsteher oder eben eine Lesung. Jedenfalls murmelt er sich nun seit etwa 15 Jahren vor schwierigen Situationen, die ihn in Stress und Angst versetzen, das Mantra vor, sein Geist beruhigt sich und er ist für diesen Moment von den bösen Gedanken befreit. Als er nun auf Lesungen immer wieder davon erzählt, würden seine Zuhörer auch gerne von diesem Mantra profitieren. Doch einfach so weitergeben, darf Timmerberg es nicht, denn das könnte das Mantra unwirksam machen.
Dies führt den Autor nun wieder zurück nach Kathmandu. Hier begibt er sich nun auf die Suche nach dem Yogi Kashinath, um ihm zu danken und gleichzeitig zu fragen, wie geheim das Mantra eigentlich ist und ob er jenes mit anderen teilen darf. Timmerberg möchte weiter gehen und darüber ein Buch veröffentlichen und genau das hält man dann mit Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything in den Händen. Dies ist seine Reise, seine Geschichte, einige Begegnungen, Gedanken, neun Tage, Kathmandu.
“Alle wissen, dass ein Mantra kein Opel ist, Mantras sind Worte, die wirken. Nicht durch ihren Inhalt, sondern ihre Lautschwingungen. Sie massieren das Gehirn von innen, sie schwingen die Stressneuronen raus, andere machen das genaue Gegenteil und putschen auf, für jeden ist etwas dabei, sie haben sogar ein Mantra, um Tiger ruhigzustellen.”
Ich gebe zu, dieses Buch entspricht nicht ganz meinen Erwartungen. Ich hatte mit einer Mischung aus spannender Reiselektüre und Weisheit fürs Leben gerechnet und wurde in dieser Hinsicht dann eher enttäuscht. Und dennoch, ist dieses Buch so unbestimmt wie das Leben selbst. Timmerberg schreibt eher locker, direkt und eigenwillig, eben so, wie es ihm gerade in den Sinn kommt. Er schreibt über seine Gedanken, seine Reise, die ursprünglich auf 4 Wochen festgelegt wurde und die er dann abbrechen und auf neun Tage reduzieren möchte. Alles ist sehr ungewiss und so hat man dann auch das Gefühl, dass es für dieses Buch eigentlich keinen roten Faden gibt und doch erzählt er mit einigen Rückblenden seine Geschichte und wie ihn der Glaube an die Kraft des Mantras geholfen hat. Timmerberg macht dem Leser deutlich, dass zu viele Gedanken für eine Entscheidung nie von Vorteil sind, es eigentlich nie eine richtige Entscheidung gibt und dass alles meistens ganz anders kommt, als urpsrünglich geplant. Der Autor hatte scheinbar schon immer ein aufregendes Leben mit einigen Höhen und mehreren Tiefschlägen und doch hat er seinen Weg gefunden. Diese Geschichte ist daher ein Teil von ihm, so eine Mischung aus autobiographischem Auszug und Mantra. Sie enthält einige sehr tiefsinnige Bemerkungen, gespickt mit Witz, Leichtigkeit und einer Prise Abenteuer. Es ist ein Buch, das man locker nebenbei lesen kann, einem die Hand reicht und in seiner ganzen Ungewissheit leitet – raus aus der Gedankenspirale, hinein in die Freiheit.
Wer bei diesem Roman einen Reiseroman oder einen tiefsinnige Reise ins Land Buddhas, sowie Anleitungen Ängste abzulegen, erwartet, der ist hier sicherlich falsch aufgehoben. Für mich war es eher ein spezielles Experiment, denn wie schon gesagt, lese ich diese Art von Buch eher seltener und trotzdem hat Timmerberg mich irgendwie fasziniert und mit auf seine Reise genommen, ohne mich in irgendeiner Art und Weise zu überfordern. Das ‘beigelegte’, gesungene Mantra ist vielleicht das Highlight des Buches, aber die Geschichte lässt gerade Vieldenker, wie mich, etwas zur Ruhe kommen.
“In 30 Minuten kann viel geschehen. Sogar ein klarer Gedanke.”
Helge Timmerberg – Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything.
Malik.
176 Seiten. 20 Euro. Hardcover.
//Abbildung ohne Schutzumschlag
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