Geld, eine Zerreißprobe für sich – “Goldschatz” von Ingrid Noll

Ob ich ein Ingrid Noll-Fan bin? Ich fürchte nicht. Der Name Ingrid Noll taucht in puncto Bücher immer mal wieder auf und so war ich nun auch sehr froh, dass mit “Goldschatz” ein scheinbar eher kritischer Roman, der sich mit der Wegwerfgesellschaft beschäftigt, erschienen ist. Zumindest thematisch macht das Buch einen guten Eindruck und hat schnell mein Interesse erlangt.

 

“Meine Großtante hatte – jedenfalls nach ihren geheimen Notizen einen Rolf gekannt, ja seinen Namen mit einem Kreuz versehen. Und in ihrem Garten hatten wir menschliche Knochen gefunden. War meine Tante Emma eine Mörderin?”

 

Es geht um eine Gruppe, bestehend aus fünf jungen Menschen, die gemeinsam eine WG gründen wollen. Trixis Eltern haben Tante Emmas altes Bauernhaus mit samt allerlei Gerümpel geerbt. Ihre Tochter macht sich nun gemeinsam mit ihren Freunden daran, es für sich herzurichten. Alles muss am besten noch innerhalb der Semesterferien passieren, doch für die Großrenovierung fehlt ihnen einfach das Geld. Zudem möchten sie als Gruppe “Gegenstrom” den Konsum weitgehend verweigern und sich gegen die Wegwerfgesellschaft auflehnen, doch auch diese Idee scheint oftmals viel leichter gesagt, als getan. Den gefundenen Trödel und Möbel wollen sie aufbereiten und zu Geld machen. In einer alten, wertlosen Kanne finden dann sie zufällig ein kleines Säckchen mit Goldmünzen. Dieser Fund könnte nun all ihre Probleme und Geldsorgen lösen, aber er stellt die Beziehung zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern mehr und mehr auf die Probe. Als dann auch noch ihr Nachbar, der alte Herr Gläser, so ein gewisses Interesse zu entwickelt und ihnen Geschichten von früher erzählt, tun sich weitere Abgründe auf…

 

“Was hatte meine Großtante wohl sonst noch auf dem Gewissen? Selbst mein bedächtiger Vater sprach manchmal von der alten Hexe, er hatte bestimmt seine Gründe. Allmählich schäme ich mich fast vor meinen Freunden.”

 

Einen Goldschatz konnte ich in Ingrid Nolls Krimi leider nicht finden. Ich bin sowieso eher überrascht, dass dieses Buch als Krimi eingestuft wird, denn dafür war es dann tatsächlich mehr als langweilig. Einfach und schnell fliegt man beim Lesen durch die Seiten, doch einen wirklichen Mehrwert konnte ich hier leider nicht entdecken. Noll gelingt es zwar Menschen und ihre Gedanken in Dialoge zu verpacken und das rechne ich ihr in diesem Fall wirklich hoch an, aber der Handlungsplot ist teilweise wirklich fraglich. Ein Nachbar, der eine kleptomanische Elster spielt, dem scheinbar alle Funde im Haus gehören und der dann auch selbst noch einen Schatz verborgen hält… ach, ich weiß nicht. Schon sehr abstrus das Ganze. Das einzige was ich am Ende dann wirklich mag, ist die Aussage, dass Geld den Menschen verändert. In diesem Fall ist es eine Gemeinschaft, die mit dem Ziel nachhaltig und konsumreduziert zu wirtschaften, durch verschiedene Dinge zu Geld kommt und dadurch einfach alles auf Spiel setzt. Sie scheitern. Aber das war mir bereits mit dem Klappentext klar und so konnte es am Ende dann in diesem Fall auch keine wirkliche Überraschung mehr geben. Für Noll-Fans ist dies sicherlich ein lohnenswerter Roman bzw. ‘Krimi’, aber ansonsten würde ich dann doch (leider) davon abraten.

 

Ingrid Noll – Goldschatz
Diogenes.
368 Seiten. 24 Euro. Hardcover|Leinen.

 

//Leseexemplar

25. März 2019

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