Wer mir hier oder auf Instagram schon länger folgt, weiß, dass ich mich in den letzten Jahren aufgrund meiner persönlichen Gesundheitsproblematik sehr viel mit der Ernährung, dem Mikrobiom und dessen Zusammenhängen auseinandergesetzt habe. Ein großer Vorteil ist, dass gerade in den letzten Jahren ein viel größerer Fokus auf den Darm und seine Untermieter/unsere Symbionten gelegt wird. Sei es in der Medizin, in der Ernährungswissenschaft oder eben auch bei den Menschen selbst und das ist auch verdammt wichtig. Gerade in den letzten Jahrzehnten sind Allergien, Unverträglichkeiten, depressive Schübe, Reizdarm/-magen-Geschichten, Darmerkrankungen und und keine Seltenheit mehr und beinahe ein jeder hat einmal im Leben darauf zurückzuführende Beschwerden. Und umso mehr man sich nun mit dieser Thematik beschäftigt, umso mehr Zusammenhänge zwischen dem Mikrobiom, unseren Emotionen und Befindlichkeiten, sowie Problemen stellt man auch fest. Leider ist dieser ganze Bereich trotzdem noch sehr unzureichend erforscht, viele Untersuchungen ‘stecken noch in ihren Kinderschuhen’ oder viele Bakterien sind momentan noch nicht greif-/definierbar und das merkt man dann leider auch bei den unzähligen Ratgebern über den Darm. Ab einen gewissen Punkt stagniert das Wissen, teilweise gibt es sehr ungenaue oder je nach Auslegung verschiedene Aussagen und eben auch Behandlungsvorschläge. Vielleicht ist es auch ganz gut so, denn sonst wäre bereits heute jeder darauf getrimmt das klar definierte Optimum aus seinem Körper herauszuholen… eine komische Vorstellung.
Ich habe mich nun Mal wieder an ein weiteres Kochbuch gewagt, in dem gerade Wert auf eine leichtere Verdauung gelegt wird. Sensible Bäuche essen anders von Dominika Králová ist dabei nicht nur Kochbuch, sondern auch eine kurze Übersicht über die gängigsten Unverträglichkeiten. Králová besitzt einen Masterabschluss in Ernährungswissenschaft und hat ihren Fokus auf die Darmgesundheit bzw. Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen gelegt. Sie selbst leidet unter Morbus Crohn und führt neben ihrer Beratungspraxis und Yogakursen seit Jahren auch den Blog bauchgeschichten. In ihrem Buch gibt sie nun einige sehr wissenswerte Informationen an den Leser/die Leserin weiter und gibt ihm/ihr damit zahlreiche Rezepte und Tipps mit an die Hand, die den Darm schonen und dadurch bei der Regeneration unterstützen können.
“Die Tipps eines Ernährungsberaters oder Arztes lassen sich nicht immer einfach im Alltag umsetzen “Tu dies, tu das! Darauf musst du verzichten!” Zack, bum! Eine Broschüre, der Käse ist gegessen.”
Und genau so habe ich recht häufig gefühlt, als ich auf Allergien und Unverträglichkeiten getestet wurde. Momentan muss ich recht viel vermeiden und gerade auf Gluten, Laktose, Histamin, Zucker und einige Nussarten usw. zu verzichten, stellt eine enorme Herausforderung dar, bei der eine kleine Sammlung an Broschüren meistens auch nicht wirklich helfen kann. Und wie bereits vorhin erzählt, bin ich auf der Suche nach weiterer Literatur nun bei “Sensible Bäuche essen anders” gelandet. Zunächst scheint dieses Buch recht umfangreich. Ein Blick in das vierseitige Inhaltsverzeichnis lässt vieles erwarten. Dominika Králová geht es zunächst ums Verständnis. Sie erklärt die groben Zusammenhänge, erklärt die Unterschiede zwischen Allergien, Unverträglichkeiten und Intoleranzen. Dabei wird sehr schnell klar, dass bereits vor der Geburt einige Weichen für das Kind gestellt werden, wie unvorteilhaft doch ein Kaiserschnitt ist und wie lange (3 Jahre) es doch braucht, um ein Mikrobiom aufzubauen und was für einen Einfluss dieses eigentlich hat. Lebensmittelintoleanzen sind meistens auf gestörte Stoffwechsel im Darm zurückzuführen. Teilweise ist dies auf fehlende Enzyme oder Transportstoffe zurückzuführen. Die bekannteste ‘Störung’ ist dabei die Zöliakie, die einen kompletten Glutenverzicht fordert, aber auch Laktose oder Histamin machen vielen Menschen Beschwerden. Neben einigen Erklärungen führt sie in dem Theorieteil einige tabellarische Übersichten über glutenhaltige/freie, laktosehaltige/-arme, histaminreiche/-arme, fruktosereiche/-arme, Foodmap-arme und reiche Lebensmittel und gibt einige Tipps zur Ernährungsumstellung. In dem dann folgenden Kochbuchteil, wechseln Frühstücks, Mittags-, Abendbrot- und Snack-Rezepte einander ab. Hier versucht Králová stets eine abwechslungsreiche Mischung zu finden, die die einzelnen, vorgestellten Unverträglichkeiten umgeht. Ansonsten ist es eine Mischung aus sehr einfachen, leichten Gerichten bis hin zu etwas aufwändigeren, zeitintensiven Mahlzeiten und schwankt so zwischen 30 und 60 Minuten (außer Butterrezepte, hier wird der Aufwand auf 5 Minuten geschätzt).
Ich würde nun gerne sagen, dass ich wie Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann, der Autorin für die “… mit Darm”-Bücher, von diesem Kochbuch sehr begeistert wäre, aber ich bin dann doch über viele Aussagen gestolpert, die mir fraglich erscheinen oder die einzelnes gänzlich unbeachtet lassen. Dieses Kochbuch ist ein toller Ratgeber für Menschen, die auf einige der gängigen Nahrungsbestandteile reagieren und sich etwas Unterstützung erhoffen und bei Null anfangen. Aber sobald man außerhalb von Gluten, Laktose, Fruktose, Histamin oder Foodmap Probleme hat, finde ich dieses Buch nicht gerade hilfreich. Auch die Ansicht, dass man seine Verträglichkeitsgrenzen austesten oder eben auf einige Lebensmittel generell verzichten soll, finde ich schwierig, zumal viele Störungen auch auf einzelne Bakterienüberwucherungen oder fehlende Mikroorganismus zurückzuführen sind und gerade in diesen Punkten eine gänzliche Vermeidung oder weiteres ‘Füttern’ nicht gerade hilfreich wären. Ähnlich habe ich mir nun auch mehr über entzündliche Darmerkrankungen erhofft, zumal sie ja auch selbst unter Morbus Chron leidet. Und dann komme ich auf das bereits oben angeführte Zitat mit der Broschüre zurück, denn bis auf diesen vorangestellten Erklärteil ist dieses Buch nun ähnlich und sehr subjektiv. Auch die Rezepte, sowie ihre nur halbwegs ansprechende Bebilderung, versetzen mich nicht in Begeisterungsstürme. Ich finde es aber auch generell schwierig laktosefreie Gerichte anzubieten und dann eigentlich ein normales Rezept mit Laktose zu nehmen und dann zu sagen, nehmen sie Mandelmilch. Das ist für mich persönlich nicht so ganz stimmig und inspirierend, denn auf diese Ideen kommt man als Betroffener eigentlich auch selbst. Einzig, dass es sich hier um eine Sammlung von möglichen darmfreundlichen Rezepten handelt, kann ich zustimmen. Porridge ist z.B. immer eine gute Idee, außer man hat ein großes Problem mit Ballastoffen. Unverträglichkeiten sind generell super vielseitig und erfordern von den Betroffenen sehr viel Selbständigkeit, Bücher können einen da immer nur zu einem Teil eine Hilfe sein oder eben in der Masse wirkliche Unterstützung zum Arzt, Therapeuten, Ernährungsberater oder eben Eigenanwendung bieten. Genauso wie Geschmäcker dann eben auch noch unterschiedlich sind, spannenderweise hängen unsere Lieblingsgerichte auch von unseren Bakterien im Bauch ab, aber das führt nun wahrscheinlich zu weit. Also… für Neu-Betroffene ein gutes Buch, aber Ratgeber können einem einfach viel mehr vermitteln, als ein Kochbuch, dass irgendwie mehreren Sachen gleichzeitig gerecht werden will.
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Dominika Králová – Sensible Bäuche essen anders.
Die besten Gerichte und Tipps bei Unverträglichkeiten, Reizdarm und anderen Verdauungsbeschwerden – Ernährungstipps bei Morbus Crohn, Zöliakie oder nach einer Darm-OP
Südwest.
256 Seiten. 22 Euro. Hardcover.
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