“Darm krank alles krank” – Unser Darm, der Schlüssel zur Gesundheit

Gesundheit, Ernährung, Darm sind so Themen mit denen ich mich in den letzten Jahren sehr intensiv und ausgiebig beschäftigt habe. Zahlreiche Bücher habe ich hierzu bereits studiert und immer mal wieder vorgestellt und doch, scheint es, dass sich gerade die Erkenntnisse über das Mikrobiom in uns ständig verändern, erweitern und neue Grundlagen parat halten. Und das ist im Vergleich zu vor 10 Jahren ein enormer Schritt in die richtige Richtung. Der Darm bzw. die Darmbakterien wurden jahrelang von Wissenschaftlern und Ärzten als ‘nichtig’ deklariert, doch mit der fortschreitenden Forschung weiß man bereits jetzt, dass Gefühle und viele Krankheiten ihren Ursprung u.a. im Darm finden. Daher ist ein gutes, vielfältiges Mikrobiom wichtig, für uns, unsere Gesundheit, unser Immunsystem, die Psyche und den gesamten Stoffwechsel. “Darm krank alles krank – So hilft ganzheitliche Therapie” von Dr. med Jörn Reckel und Wolfgang Bauer ist eine Neuauflage eines vor einigen Jahren bereits erschienenen Buchs und doch könnte es gar nicht aktueller sein. Dr. med. Jörn Reckel ist Facharzt für Allgemeinmedizin, praktiziert bereits seit mehreren Jahrzehnten ganzheitlich-naturheilkundliche Medizin und hat sich dabei auf das Mikrobiom in unserem Darm spezialisiert.

In seinem Buch beschreibt er nun recht einfach und logisch, wie Depressionen, Bronchitis, Arthhritis, Herzrythmusstörungen, Gastritis und Neurodermitis usw. mit Darmproblemen einhergehen. Aber nicht nur das, Reckel geht genauer auf die verschiedenen Behandlungsformen ein, erzählt wie die Verdauung im menschlichen System aussieht und erklärt wie genau ein Gastroenterologe das Organ untersuchen kann. Dabei ist es wichtig, dass man die Erkenntnisse über das Organ vom Mikrobiom selbst trennt, denn nur weil der Darm weder Entzündungen, Tumore oder Darmausstülpungen aufweist, heißt es noch lange nicht, dass mit ihm alles richtig läuft. Dies untersucht man dann mit verschiedenen Stuhltests, sowie den Stoffwechsel mit einigen Blut- und Urinproben und führt dadurch Rückschlüsse auf die vorhandenen Bakterienarten im Dünn- und Dickdarm. Und da dies dann doch etwas sehr sachlich ist, erklärt Reckel vieles anhand einem Beispiel bzw. einer 3-köpfigen Familie. Die Mutter leidet schon seit längerer Zeit an Darmproblemen. Der Vater steht kurz vor einem Burnout und hat mit Depressionen zu kämpfen und das gemeinsame Kind leidet an Neurodermitis. Anhand ihrer Symptomatik könnten hier verschiedene Fachärzte aktiv werden und doch ist alles auf gerade mal ein Problem zurückzuführen… die gestörte Darmflora. Hierzu werden dann Laborbefunde und eine Therapieempfehlung kurz vorgestellt. Dieses Buch ist damit nun kein Allerheilmittel und Schritt für Schritt – Anleitung zur Gesundheit. Es ist eher als eine Art ‘guck mal so kann man deine Erkrankung behandeln, such dir mal einen Experten in diesem Bereich’ sehen. Der Darm hat nämlich immer nur eine begrenzte Anzahl von belegbaren Plätzen und diese sind natürlich bereits jetzt überfüllt. Ein jeder von uns trägt dabei ein anderes Bakterienverhältnis in sich, sichtbar durch allerhand Eigenarten… der eine ist vielleicht ängstlicher, ein anderer emotionaler und wieder ein anderer eher wütend und neigt zur Gewalt. Da einfach irgendetwas zu nehmen bringt daher in den meisten Fällen nichts oder verschlimmbessert so manchen Überschuss in uns.

Nun gibt es natürlich verschiedene Therapieformen und alle haben ihre Vor- und Nachteile. Antibiotika werfen z.B. einige schlechte Bakterien wie Clostridien, Campylobacter… raus, allerdings gehen mit ihnen auch gute Bakterien wie Lacto- oder Bifidobazillen verloren. Deren Plätze werden dann bereits nach etwa einer halben Stunde neu belegt sein. Nur ob jene dann gerade beim Gesundungsprozess helfen, ist nicht immer gesagt und ab und zu vermehren sich andere negative Keime, die vom Antibiotikum unbeeindruckt bleiben, munter weiter. Daher sollte man immer neben einem Antibiotikum auch ein gezieltes Probiotikum einnehmen, um frei werdende Plätze sofort mit guten Bakterien wieder aufzufüllen. Und ja, das kann tatsächlich kompliziert werden, denn nicht ohne Grund gibt es auch Menschen die nach Breitbandantibiotika mehr krank, als gesund wurden und damit wahrscheinlich unzählige Bakterienstämme in sich auslöschten. Auch wenn die Medizin nun gefühlt täglich neue Untersuchungen, dies das macht und neue Erkenntnisse gewinnt, ist nur ein ganz kleiner Teil von unserer Darmbewohner wirklich erforscht. Vielleicht wird man nie ganz sagen können, in wie weit das ganze Bakterien’sammelsurium’ im Darm zusammenarbeitet, aber so einige gute Bakterien kann man bereits jetzt bestimmen und in Kapsel- oder Pulverform zu sich nehmen. Andere hingegen sind an der Luft nicht lebensfähig und daher nur sehr schwierig zu untersuchen oder ins System zurückzubringen, was das Problem mit den Antibiotika und anderen Tabletten noch einmal verstärkt. Alles was wir aufnehmen, der Stress, unsere Umwelt… hat einen Einfluss auf die Symbiose mit unseren kleinen Helfern. Natürlich kann man nun auch einiges ganz ohne Chemiekeule wieder in den Griff bekommen, sei es mit pflanzlichen Antibiotika oder Parasiten’gegnern’, aber das wichtigste wäre nach wie vor die Ernährung und eventuell einzelne Probiotika, die das Darmmilieu wieder auf Vordermann bringen. In manchen Fällen macht es auch Sinn bestimmte Nährstoffe und Vitamine zuzuführen, um die Darmwand wieder zu stärken, Entzündungen zu beseitigen oder andere Symptome und Probleme einzugrenzen, bevor man sich dem Milieu widmet. Und wie man nun schon sieht ist es dann doch nicht ganz so einfach die Nachlässigkeit unserer letzten Jahre (in welcher Form auch immer) gezielt auszugleichen und da ist es dann immer ratsam einen geeigneten Therapeuten zu haben, um nicht sinnlos Geld auszugeben und doch nichts zu bewirken.

Mir hat dieses Buch fachlich wie inhaltlich noch einmal sehr geholfen. Diesen Pfad mit den Probiotika, Darmkuren und Untersuchungen beschreite ich nun schon recht lange und habe mit meinen Behandlungen auch schon einige Fortschritte bei meiner Erkrankung machen können. Untersuchungen haben gezeigt, dass mein Mikrobiom sehr aus den Fugen geraten ist, allerdings bin ich dabei auch schon sehr häufig aufgrund meiner eigenen Unwissenheit von Ärzten und Möchtegerntherapeuten falsch behandelt worden. So erzählte mir z.B. vor kurzem erst wieder eine Hautärztin, dass Neurodermitis genetisch veranlagt ist und man da nur recht wenig machen kann. Leider ist das nicht wirklich korrekt, denn neuste Erkenntnisse haben bereits gezeigt, dass auch hier die kleinen Bakterien in uns (und auf der Haut) Auslöser sein können. Doch dieses Wissen wird heute weder an den Universitäten gelehrt, noch haben Ärzte häufig die Lust sich in diesen ‘Quacksalberbereichen’ weiterzubilden. Doch der Darm und unserer individuelles Mikrobiom sind einfach viel mehr als nur ein plumper, naturheilkundlicher Quatsch, der mit Kügelchen und Co behandelt werden könnte. Und so beschreiben dann auch Reckel und Bauer sehr informativ, was man von den normalen Schulmedizinern erwarten kann und wie wichtig die ganzheitliche Sicht auf den Körper ist. Randomfact: Dieses Buch hat mich nun dazu animiert diesen Weg weiter zu gehen und noch einmal eine neue Untersuchung in diesem Bereich vorzunehmen. Ich habe das Glück, dass der Herr Dr. med. Jörn Reckel seine Praxis in Ahrensburg hat und habe bereits dort einen Termin ausgemacht. Allerdings und so zeigt es sich immer wieder, sind die Wartezeiten bei guten Therapeuten sehr lang und man muss hier viel Geduld mitbringen. Und auch wenn es gerade für die leidgeprägten Menschen furchtbar ist zu warten, so ist es doch ein gutes Zeichen, dass der Darm bei vielen immer mehr Aufmerksamkeit erlangt und auch vielen chronisch Erkrankten mit einer Darmtherapie geholfen werden kann.
Von daher: Wer eine chronische Erkrankung, nervige Allergien, immer wieder Probleme mit dem Bauch, der Verdauung oder sonstige wiederkehrende Beschwerden hat, möchte sich doch bitte über den Tellerrand hinausbewegen und sich selbst etwas Gutes tun, denn neben Bewegung sowie Ernährung, kann auch eine gezielte Darmtherapie sehr viel bewirken und vielleicht spart man sich dann auch auf Dauer die ein oder andere Blutdrucktablette, das Antidepressivum, die Protonenpumpenhemmer und und und. Ein gesunder Darm ist der Schlüssel zur Gesundheit, darum schütze ihn solange es dir möglich ist – dein Körper wird es dir früher oder, wenn das in dir schon sehr verkorkst ist, etwas später sehr danken.

Dr. med. Jörn Reckel und Wolfgang Bauer – Darm krank alles krank.
Goldmann.
372 Seiten. 10 Euro. Softcover.

11. Januar 2020

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