Ein Buch. Ein Reisebericht. Ein “Schwarzes Meer” von Caroline Eden.

Bildbände, Kochbücher, Beschreibungen über das schwarze Meer sind keine Seltenheit und doch, ist dieses Buch anders, vielleicht sogar um Längen besser. Dieses Buch ist nämlich kein allgemeinen gehaltenes Sachbuch, es ist ein sehr persönlicher Reisebericht, der mehrere Sinne auf einmal anspricht, tolle Gerichte beinhaltet und noch viel mehr über die Gegend und die dort lebenden Menschen erzählt.

“Auf einer Karte betrachtet wirkt das Schwarze Meer wie ein See. Durchbrochen nur von kleinen Inseln und schmalen Sandbänken – in planer Weite erstreckt es sich, um auf die Länder zu treffen, die es sich teilen: Ukraine, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Georgien und Russland.”


So ein bisschen erinnert es mich an die damalige TV-Reihe “Die Nonne und der Jilg”, die 2012 ihre Reise nach Jerusalem dokumentierten. Auch sie reisten durch das Land, sprachen mit interessanten Menschen und fingen bildlich Endrücke über das Leben, das Land, die Zwischenmenschlichkeit ein und teilten sie mit den Zuschauern – übrigens ist dies nach wie vor eine meiner Lieblingsdokumentationen. Caroline Edens Reise- und Kochbuch Schwarzes Meer deckt nun ähnliches ab. Dieses Buch dokumentiert ihre Reise von Odessa, über Istanbul nach Trabzon und lässt uns an ihren Eindrücken von Rumänien, Bulgarien und der Türkei teilhaben. Dabei sind diese Gebiete keine homogene, allseits friedliebende Masse mit kulturellem Einheitsbrei. Es herrschen dort über Jahrhunderte andauernde Konflikte, Spaltungen, ebenso eine gewisse Verbindung zwischen den Menschen untereinander, aber auch zu ihrer Kultur und dem Land. Und genau das macht Carolin Eden sichtbar. Sie reist entlang historisch, kulturell wichtiger Stätten, spricht mit den dort lebenden Menschen, lernt ihre Traditionen und Ansichten kennen und bringt dies mit einfachen Köstlichkeiten in Verbindung. So ist dieses Buch dann quasi eine umfangreiche und von vielen Seiten aus spannende Sammlung von Informationen über eine Region, die einfach mehr zu bieten hat, als das, was man aus dem Fernsehen oder einem all-inklusive-Urlaub kennt. Gerade diese Verbindung aus Mensch, Flair und der dort ansässigen Küche (hier in Form von insgesamt 58 Rezepten), Tradition und Kultur mag ich tatsächlich sehr gerne. Es vermittelt mehr als ein einfaches Kochbuch, in dem sich verschiedenste Gerichte aneinanderreihen.

Schwarzes Meer ist mehr so ein Gefühl, Wissen und Eindruck in einem. Als Leser erfährt man sehr viel über die einzelnen Gegenden, deren Geschichte und deren Bewohner. Am liebsten würde nun selbst seine sieben Sachen packen und ihr hinterherreisen und das Gebiet um das schwarze Meer erkunden. Aber da dies ja oftmals einfacher gesagt ist als getan, probiert man sich kulinarisch aus und dafür sind die teilweise recht einfachen, eingestreuten Gerichte und Backwaren eine sehr tolle Möglichkeit gedanklich in ferne Gegenden zu Reisen bzw. Eden bei ihren Erkundungen zu begleiten. So findet man hier ein Rezept für das jüdische Challah, einen geflochtenen Brotzopf, den die Autorin in einem italienischen Lokal in Odessa entdeckt hat. Oder die Ardei Umpluti, die mit Reis und Hack gefüllten gelben Paprikaschoten aus Constanta. Oder die für Ibrahim und Gül Canbulat typische weiße Zwiebelsuppe, die sie Carolin Eden in Safranbolu servierten. Abgerundet wird alles mit einem typisch türkischen Maisbrot, sowie einem Potekim-Cocktail, der aufgrund seines salzig, rauchig, herben Geschmacks an das schwarze Meer erinnert. Und so ist es dann nicht nur eine Rundreise für den Geist, sondern dank zahlreicher Fotografien auch fürs Auge und eben auch für den Gaumen.

Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht auch noch etwas zu bemängeln hätte. Auch wenn ich inhaltlich total begeistert bin, so war ich doch zunächst von diesem Buch sehr enttäuscht. Äußerlich gewinnt es durch seine illustrative Blau-Schwarz-Inszenierung der Wellen. Es macht neugierig auf mehr, spielt mit dem Titel und lässt ein eher traditionell angehauchtes Designbuch erwarten, doch die Seiten sind dann textlich sehr überladen. Den versetzten Satzspiegel mag ich überhaupt nicht, der Text klemmt beinahe an den Seitenkanten und auch typografisch gesehen ist es kein optisches Highlight. Man kann zwar sagen, die Typografie passt zur Region, aber auf den reinen Textseiten sind in diesem Format die riesigen Textblöcke einfach erschlagend und das ist dann wirklich sehr schade. Zumindest sehe ich hier einigen Optmierungsbedarf und hätte ein insgesamt ansprechendes, hochwertiges Buch erwartet. Haptisch passt es sicherlich, aber die Optik lässt mich da nicht euphorisch jubeln. Ich würde es daher eigentlich auch nicht unbedingt verschenken. Es ist eher ein “Geschenk für sich selbst” und wenn man neugierig auf andere Kulturen, Sitten, Bräuche, Gerichte… ist, wird man hier eindeutig fündig.

Caroline Eden – Schwarzes Meer – Ein Reise- und Kochbuch.
Prestel.
280 Seiten. 30 Euro. Hardcover.

21. Oktober 2019

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