Drei Frauen. Ein Mann. Ein Schicksal? – “Drei” von Dror Mishani

Drei von Dror Mishani ist eigentlich ein Roman über den man so gar nichts verraten darf. Das Problem besteht nämlich darin, dass winzige Informationen, die Faszination wie eine Seifenblase zerplatzen lassen könnten. Und doch möchte ich nun darüber reden, Drei enthält und kann dann doch vieles, hat mich allerdings so gar nicht begeistert.

Im Großen und Ganzen ist es die Geschichte dreier Frauen. Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können und doch etwas gemein haben. Sie alle haben gerade ein Schicksal zu verkraften, eine Wendung im Leben hinter sich gelassen oder Angst vor dem was kommt.
Und gerade für ihr Leben, ihre Gefühlswelt und ihre Bedenken hat Mishani großartige Welten geschaffen, die ihre Persönlichkeit mit jeder Seite weiter aufblühen lassen. Orna und Emilia fühlen sich einsam, haben einiges aufgegeben oder auch verloren. Und dann gibt es da auch noch die andere Orna, die ihrem Bauchgefühl folgt und alles in eine neue Richtung lenkt. Der Rechtsanwalt Gil taucht in ihrem Leben auf, fordert jede für sich heraus und lockt sie aus ihrer Komfortzone. Doch was sie alle nicht wissen, er sagt ihnen nicht die Wahrheit… doch auch er weiß nicht alles, was er zu wissen glaubt.

Ja, Mishani hat es geschafft bei vielen Menschen mit diesem Roman Gänsehaut hervorzurufen. Er hat es mit ihm geschafft einen Sensationsbestseller in Israel zu landen. Und auch wenn dieses Buch von vielen unendlich gelobt wird, so kann ich’s so gar nicht nachvollziehen. Dror Mishani ist als Autor einiger Kriminalromane bekannt, daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es sich hier um einen Detektivroman handelt. Leider, kann diese Info nun die ganze Erwartungshaltung so heraufsetzen, dass das Buch, dem einfach nicht mehr gerecht wird. Und so war es dann tatsächlich auch bei mir. Es gibt insgesamt drei Abschnitte und es passiert nicht sonderlich viel. Das Leben von Orna wird zunähst sehr ausführlich dargestellt und man wartet sehnlichst darauf, dass die Geschichte Fahrt aufnimmt und etwas passiert, doch dann ist es innerhalb weniger Seiten auch schon passiert und eine neue, ähnliche Geschichte beginnt. Das machte es für mich dann tatsächlich zu einem sehr langweiligen Buch. Einzig die letzten 40 Seiten konnten noch einmal etwas an Tempo zulegen, aber das macht es für mich dann einfach zu keinem großartigen Roman. So groß waren vorher die Lücken und die Ähnlichkeit. Vielleicht hätte es dem Ganzen auch gut getan, wenn die einzelnen Abschnitte mehr miteinander verwoben gewesen wären und sich am Ende alles aufdröselt, aber so ist es einfach nur eine vorhersehbare Aneinanderreihung. Fragen werden aufgeworfen, teilweise beantwortet, doch einiges bleibt unklar. Gil wird großteils nur angerissen und bleibt bis zur letzten Seite schemenhaft. Und das Einzige, was dann wirklich toll ist, sind die emotionalen Welten der Frauen. Und dann? Dann gibt es da auch noch Mishanis Gedanken über den Roman:

“…für mich ist Drei kein Roman über Verbrechen. Er handelt von anderen Dingen, von unserer Pflicht, die Menschen um uns herum und ihre Leben zu sehen, wahrzunehmen. Es ist vor allem ein Roman über unsere Verantwortung gegenüber den Lebenden und gegenüber den Toten, die immer noch bei uns, >im Leben< sind.”

Und das stimmt mich dann am Ende tatsächlich wieder etwas versöhnlich, aber eine wirkliche Empfehlung kann ich hier leider nicht aussprechen.

Dror Mishani – Drei
Aus dem Hebräischen von Markus Lemke.
Diogenes.
330 Seiten. 24 Euro. Hardcover.

23. September 2019

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