“Die drei Fragen des Lebens” – Ein tiefgreifend, philosophisches Buch, das auch dein Selbstbild verändern kann

Ich halte bekanntlich nicht ganz so viel von abstrusen, spirituellen Dingen bzw. von mir aus darf sowas zwar existieren, aber ich hinterfrage vieles einfach viel zu gerne und gerade in diesem Punkt hat Spiritualität dann auch schon ein kleines Problem. Dennoch habe ich aus diesem Bereich ein Buch gelesen, dass ich vielleicht nicht hundertprozentig vertreten kann, aber es hat mir gedanklich sehr viel gebracht. Die drei Fragen des Lebens … und Antworten, die neue Wege eröffnen von Don Miguel Ruiz habe ich nämlich vor einiger Zeit in meinem Briefkasten gefunden und irgendwie hat es mein Interesse geweckt.

 

“Wir alle haben Ängste, die wir uns nicht eingestehen wollen, und nicht immer ist uns klar, wie sie zu überwinden wären. Wir brauchen Liebe, sind uns jedoch oft nicht sicher, ob wir sie überhaupt verdienen. Wir möchten uns selbst lieben, wissen aber nicht, wie das geschehen soll. Bis zu einem gewissen Grad trägt jeder Chaos und Verwirrung in sich.”

 

Im Grunde dreht sich in diesem Ratgeber alles um die Fragen: Wer bin ich? Was ist wirklich? Was ist Liebe?. Die korrekte Antwort zu finden ist allerdings gar nicht so einfach, denn eigentlich wissen wir nur wer und wie etwas ist, wenn wir wissen, wie es nicht ist. Und gerade dieser philosophische Ansatz ist es dann auch, der dieses Buch in vielerlei Hinsicht toll macht. Oder wer weiß denn, wie er wirklich ist? Bzw. bist du so oder verhältst du dich nur so, weil man dir bereits als Kind gesagt hat wie du bist und dementsprechend verhältst und beurteilst du dich auch so?! Ist ein lautstarkes, nerviges Kind, wirklich von Natur aus nervig und definiert sich so? Oder ist es eben nur so furchtbar anstrengend, weil es ihm einfach ständig gesagt wird und es somit lernt so zu sein und sich so zu beurteilen?! Wer sagt im Grunde, was positiv und negativ ist? Wir machen zwar im Leben unsere eigenen Erfahrungen, doch übernehmen wir viele Meinungen von unseren Eltern, Verwandten, Erziehern, Lehrern… ohne diese wirklich zu hinterfragen und so ist dann eben auch etwas doof, was im Grunde eigentlich total toll und sinnvoll ist.
Eine weitere Erkenntnis ist eben auch: “Wie die Dinge in der Welt laufen, spiegelt wider, wie es in uns selbst läuft.” Diesen Punkt finde ich dann tatsächlich faszinierend und ja, kann es dann tatsächlich auch bestätigen. Dies hat dann allerdings auch etwas mit unserer eigenen Wahrnehmung zu tun und wie wir uns gegenüber anderen Verhalten. Don Miguel Ruiz ist der Meinung, dass wir uns alle einfach viel mehr Aufmerksamkeit schenken sollten. Anderen zuhören, statt ständig von uns selbst zu reden. Und das Erschreckende ist dann tatsächlich, dass wir in Gesprächen mehr als häufig das kleine Wörtchen “Ich” verwenden. Wir im Mittelpunkt von allem und jedem. Und gerade diese Erkenntnis beschäftigt mich nun schon recht lange und ich versuche alles weniger auf mich selbst zu beziehen. Ja, das klingt im Grund total simpel, aber wer sich einmal beobachtet… “Ich” ist schon extrem präsent, auch wenn man eher der Zuhörer ist.Und solche gedanklichen Ansätze findet man in diesem Buch zahlreich. Warum setzen wir uns selbst Regeln und Grenzen auf, statt einfach glücklich zu sein und alle Möglichkeiten um uns rum zu genießen? Warum sind die Menschen von ihrer Sicht aus so verschieden, obwohl wir alle im Grunde die gleichen biologischen Entwicklungen durchmachen? Und wieso beurteilen wir andere immer nach dem was sie tun, machen oder wie sie aussehen?

 

“Das Leben hat kein Ich. Es fühlt sich nicht als Opfer und beschuldigt niemanden. Im grenzenlosen Maßstab gibt es keinen Richter, das Leben fällt keine Urteile. Aus dessen Perspektive gibt es weder Verbrechen noch Strafen, sondern ausschließlich Umwandlungen.”

 

Alles beruht auf Energien, die sich ständig umwandeln und eben ständig um uns herum sind. Und für wen das gerade zu abstrus klingt, der stelle sich einfach die Vermenschlichung vor… Menschen haben Kraft, Energie, Tatendrang, wollen etwas bewegen und erreichen und nehmen dabei auf alles und jeden um sie herum Einfluss. Am Ende zählt jedoch, dass wir zu uns selbst finden, uns selbst so akzeptieren wie wir sind und eben dies auch für gut befinden. Und nicht anderen Idealen und Co hinterherrennen, uns selbst geißeln und Maßstäbe setzen.

 

“Leute sind nicht so, wie wir es uns wünschen – aber ist das jemals ihr Fehler?”

 

Ich fürchte, über den Inhalt dieses Buchs könnte man einfach Stunden reden, sich ewig Gedanken machen und großartige Diskussionen führen. Und das, obwohl es eben doch etwas lapidar als spirituell abgetan wird. “Die drei Fragen des Lebens” enthält so viel mehr, zum Teil sehr inspirierende Gedanken und eben zahlreiche Fragen. Eindeutige Antworten zu finden wird hingegen schwer. Don Miduel Ruiz erklärt uns recht simpel seine Sicht, das Leben und wie wir selbst wieder mehr zu uns, zur Ruhe und zum besseren Zusammensein finden können. Und doch liegt alles eben in unserer eigenen Hand. Für mich eine recht außergewöhnliche Leseerfahrung und eine wahrscheinlich noch größere und faszinierende Empfehlung.

 

Don Miguel Ruiz mit Barbara Emryz – Die drei Fragen des Lebens
Aus dem Amerikanischen von Jochen Winter.
Allegria.
160 Seiten. 16 Euro. Klappbroschur.

10. Juli 2019

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