Zu Weihnachten gibt es in Sachen Geschichten irgendwie immer die gleichen Klassiker. Für mich gehören meistens die Verfilmungen von Dickens Weihnachtsgeschichte, Miss Marple oder die Haselnüsse dazu. So wirklich lesen war bei mir immer rar. Auch als Kind kannte ich nur Großmutters Märchenbuch, das große Weihnachtsbuch und einzelne Filmchen mit der Laterna Magica (ja, auch wenn man es mir nicht ansieht, ich bin schon etwas älter) und obwohl ich gerade dieses total toll und faszinierend fand und auch noch immer toll finde, habe ich mich nun einmal an ein passendes Weihnachts-Kinder- und Jugendbuch gewagt.
“Der Weihnachtosaurus” von Tom Fletcher ist, wie ich finde, ein sehr themenreiches Buch, obwohl sich natürlich alles rund um den Weihnachtsmann, das große Fest und natürlich auch die Geschenke dreht.
Eines Tages finden die Wichtel am Nordpol tief unten im Eis ein sehr großes Ei. Sie bringen es in größter Aufregung zum Weihnachtsmann, der sich nun höchstpersönlich um ihren Fund kümmern soll. Kurz bevor das große Fest ruft und er tausende von Kindern beglücken soll, hockt er nun auf dem Ei. Er soll es ausbrüten. Zunächst scheint alles viel zu lange zu dauern, doch die Schale bricht und ein kleiner Dino kommt zum Vorschein. Und das, obwohl sie bereits seit tausenden von Jahren ausgestorben sind.
Fast zeitgleich schreibt der kleine William Trudel seinen Wunschzettel an den Weihnachtsmann. Er hatte keine einfache Kindheit. Durch einen tragischen Unfall hat er bereits seine Mutter verloren und sitzt im Rollstuhl. Als nun auch noch die neue Mitschülerin Branda Pein ihn auf dem Kieker hat, Unruhe stiftet und sich seine ganzen Freunde von ihm abwenden, scheint alles nur noch furchtbar zu sein. Er fühlt sich elendig und ständig beobachtet. Nicht mal sein Vater Mr. Trudel, der total vernarrt in Weihnachten ist, kann ihn mit seinem Lieblingsessen aufheitern. William denkt sein Vater könnte wegen ihm und seinem Rollstuhl nicht mehr glücklich werden, fühle sich einsam und generell wäre er für ihn nur ein Klotz am Bein. Doch alles sollte sich mit einem Wunschzettel an den Weihnachtsmann ändern…
“Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir dieses Jahr zu Weihnachten eine Menge Sachen, die du mir wahrscheinlich nicht bringen kannst, aber ein Dinosaurier würde mich sehr glücklich machen!”
Welch Zufall, dass auf dem Nordpol gerade erst einer aufgetaucht ist. Allerdings soll es für William keinen echten geben. Der Weihnachtsmann zimmert eine plüschige Kopie des kleinen Dinos zusammen. Doch es kommt wie es kommen musste, der echte Weihnachtosaurus versteckt sich als blinder Passagier auf dem Schlitten und trifft ungewollt auf William. Was als großer Schreck beginnt, entwickelt sich allerdings für beide zum größten Weihnachtswunder und -abenteuer ihres jungen Lebens. Und natürlich soll dieses nicht ohne Folgen bleiben – denn was William nicht weiß, er wird von jemand ganz anderen beobachtet als vermutet.
Tom Fletcher schafft es gemeinsam mit den liebevollen Illustrationen von Shane Devries eine wundervolle Geschichte über Zufälle, Zwischenmenschlichkeit, den Glauben an das Gute und natürlich auch das Weihnachtsgewusel zu erschaffen. Obwohl ich nicht mehr zur eigentlichen Zielgruppe gehöre, hat mich beim Lesen Williams Schicksal irgendwie total getroffen und ich habe stets gehofft, dass ihm etwas schönes widerfahren wird. So kam es dann ja auch, allerdings ganz anders als erwartet.
So habe ich dieses Buch dann auch förmlich kurz inhaliert. Es ist eine berührende Geschichte über einen kleinen Jungen und seinem größten Wunsch. Es zeigt auch, dass die Geschenke als solches, am Ende gar nicht mal das wichtigste an Weihnachten sind. Die Zwischenmenschlichkeit und der Glaube siegt und bewegt. Daher empfinde ich dieses Buch auch als pädagogisch wertvoll. Es zeigt, dass man dem Bösen stets positiv entgegentreten soll, Abenteuer erleben kann, auch wenn alles ausweglos erscheint und dass man schlechte Taten stets wieder gut machen kann. Ich hatte meinen Spaß daran und so werden sich sicherlich auch zahlreiche Kinder und ihre Eltern für William und den Weihnachtosaurus begeistern können, zumindest wünsche ich es Ihnen vom Herzen. Für mich gibt’s hier eine klare Empfehlung. Das Einzige, was ich wirklich etwas schade finde, ist dass die Illustrationen im Buch selbst, zwar total niedlich, aber leider nur schwarzweiß sind. Kritik Ende.
“Ein Freund, den man an Weihnachten gefunden hat, hat man fürs ganze Leben.”
Tom Fletcher – Der Weihnachtosaurus
Aus dem Englischen von Franziska Gehm.
cbt Kinder- und Jugendbuchverlag.
384 Seiten. 15 Euro. Hardcover.
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