Roman | Ein Buch der vielen kuriosen Zufälle, oder ist das etwa so im Leben? – “Wovon wir leben” von Birgit Birnbacher

Birgit Birnbacher setzt sich in ihrem Roman Wovon wir leben mit einer sehr spannenden Frage der heutigen Zeit auseinander: wie wollen wir in Zukunft leben? Macht ein bedingungsloses Grundeinkommen wirklich vieles einfacher? Wie sieht die optimale Work-Live-Balance aus? Und vielleicht auch ein Stück weit: wie sieht die Arbeit der Zukunft aus? Doch der Weg dorthin ist nicht unbedingt logisch und leicht… zumindest in Birnbachers Roman. Durch einen Fehler verliert die Protagonistin und Asthmatikerin Julia Noch nach zwölf Jahren ihren Job im Krankenhaus. Sie hat einer Patientin ein falsches Medikament verabreicht, gegen das diese allergisch war, und in Panik anschließend den Herzalarm ausgelöst. Nach ihrer Kündigung macht sie sich auf den Weg zu ihrem Vater aufs Dorf, in dem auch nicht mehr alles so ist wie früher, ganz zu schweigen von der Situation des Vaters. Die Mutter hat ihn und den kranken Bruder einfach sitzen gelassen und einen Neuanfang gewagt. Und die Fabrik im Dorf wurde geschlossen. Beim Herumschlendern durch den Ort trifft Julia auf den Städter Oskar. Er hatte ihr schon auf den ersten Blick irgendwie gefallen und so lernen sie sich nach und nach näher kennen. Ein Herzinfarkt riss ihn aus seinem alten Leben, er erholt sich im angrenzenden Rehabilitationszentrum und ein zusätzlich gewonnenes Grundeinkommen lässt ihn nochmal ganz anders über sein Leben denken, andere Erwartungen aufkommen. Doch wie sieht Julia es mit ihrem Leben, ihrer Zukunft, ihrer Familie? Fragen über die sie sich vorher sichtlich kaum Gedanken gemacht hat…


“Ich hätte nicht gedacht, in meinem Alter noch einmal in diese Lage zu kommen, aber seit ich diese ständigen Erstickungsanfälle habe, ist das Gefühl, Mutter zu brauchen, stärker als jemals zuvor. Das alles habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass ich eine Auszeit brauche, und ob ich für einige Zeit zu ihnen kann.”


Ich hätte diesen Roman irgendwie gerne gemocht, so finde ich die Auseinandersetzung mit dem Leben und andere Ansichten doch immer sehr faszinierend, allerdings war mir die Aneinanderreihung von ‘Zufällen’ einfach zu viel. Auch, dass beinahe alle Protagonisten dieses Romans mit ihrer Gesundheit hadern und kämpfen, von Julia mit ihren Asthmaanfällen, ihrem Vater, der sich selbst schon als tickende, kranke Zeitbombe betrachtet, bis Oskar, der natürlich einen Herzinfarkt erlitt und sich in dem Ort erholen muss. Dass Julia und Oskar dann näher zusammenfinden und was dann noch so passiert… ach, warum? Das hat mir persönlich die ganze Geschichte ins Absurde driften lassen und ich war immer weniger gewollt ihrem weiteren Werdegang zu folgen. Da konnten dann auch die verschiedenen Lebenswege, Ansichten und Erwartungen vom Leben, die hier aufeinanderprallen, mich nicht mehr wirklich begeistern. Wer sich nun nicht an solch fragwürdigen Zufällen stört und gerne leichtere Geschichten mit tiefgründigen Gedanken liest, wird an diesem Buch sicherlich Gefallen finden, meins war es einfach nicht.

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Birgit Birnbacher – Wovon wir leben.
Zsolnay.
192 Seiten. 24 Euro. Hardcover.

17. April 2023

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