Manchmal sind es so kleine Bücher oder Anstöße, die einen an so wahnsinnig vieles erinnern. Früher pflegte man für solche Sachen eher Fotoalben und versuchte beinahe bei jeder Gelegenheit neue Familienaufnahmen und Schnappschüsse zu machen, die man dann später fein säuberlich und beschriftet in ein Buch einklebte. Doch mit fortschreitender Technik und der immer weiter wachsenden Digitalität verschwinden Fotos zusehends im Nirvana auf den Festplatten und werden, wenn überhaupt, nur noch selten ausgedruckt und immer mal wieder angesehen. Oder wann habt ihr das letzte Mal euer Fotopaket aus der Drogerie oder dem Fotoladen abgeholt und gemeinsam mit Freunden und Verwandten eure Erinnerungen an den letzten Urlaub oder das letzte Fest geteilt? Ich erinnere mich noch an früher, als man nach Schulausflügen, seine Fotos rumgereicht, teilweise sogar ein bisschen stolz darauf war und dann alle die Möglichkeit bekamen einzelne Aufnahmen zu bestellen. Doch Zeiten ändern sich und heutzutage macht man ja hauptsächlich nur noch Selfies oder fixe Handyaufnahmen, um Momente kurzzeitig festzuhalten und eventuell digital zu veröffentlichen, bevor sie in der Erinnerung verschwinden.
Daher finde ich es dann beinahe schon notwendig, sich solche Gedankenbilder, Gefühle und Verbindungen zu anderen Menschen immer mal wieder so punktuell ins Gedächtnis zu rufen. Gemeinsame Zeiten mit anderen Menschen, Urlaube und schöne Erlebnisse sind so kostbar und dürfen gerade in den heutigen, turbulenten Zeiten nicht einfach irgendwo untergehen oder sogar vergessen werden.
Freunde – was uns verbindet von Heike Faller und Valerio Vidali ist so ein Erinnerungshelfer bzw. ein Gedankenbuch, das, wie es der Titel bereits verrät, der Freundschaft gewidmet ist. Freunde lernt man über vielfältige Wege kennen, teilt mit ihnen die abstrusesten, schönsten und traurigsten Erinnerungen. Einige von ihnen begleiten uns nur für eine gewisse Zeit, einen Umstand und andere bleiben fast ein Leben lang.
“Irgendwann
in einer Galaxie namens Milchstraße
unter all den Sternen
zwischen all den Menschen
haben du und ich uns irgendwie getroffen…”
Wir haben vieles geteilt, gelacht, geweint, uns gegenseitig aufgebaut, gefeiert, gesoffen, erzählt, berührt, Daumen gedrückt, gelebt. Wir sind durch dick und dünn gegangen. Waren mal nah, mal kilometerfern. Manchmal ist die Zeit verstrichen, einfach so, bis wir uns wiedersahen und doch ist eins geblieben. Wir sind Freunde für jetzt, für hier, vielleicht für immer! So oder so ähnlich würde ich diese Zeilen nun fortsetzen. Und ich meine, jeder kennt genau diese Gefühle und Gedanken. Freunde sind neben der Familie so etwas wichtiges und einzigartiges im Leben, was man einfach nie missen möchte. Und natürlich trennen sich einzelne Wege auch hin und wieder, ich könnte da nun auch ein Lied von singen, aber es sind auch immer wieder Menschen da, die einem unbewusst, irgendwo begegnen und zu einem wesentlichen Teil der eigenen Welt werden. Und manchmal sind genau sie es, die einen schlechten Tag zu etwas schönem machen, sei es durch eine unerwartete Karte im Briefkasten, eine Geste der Verbundenheit, ein Anruf oder durch ein offenes Ohr und ein paar nette, verständnisvolle Worte. Dafür muss man sich nicht in jedem Punkt bis ins kleinste Detail verstehen oder komplett die gleichen Interessen haben, es reichen schon kleinste Überschneidungen, damit da eine große Verbindung entstehen kann.
Ich habe dieses Buch nun schon eine Weile im Regal stehen und doch merke ich, wie ich immer mal wieder nach ihm greife und hindurchblättere. Einzelne Seiten, Illustrationen oder Sätze verbinde ich immer wieder aufs Neue mit einzelnen Momenten und Menschen, die mir zumindest für eine gewisse Zeit, sehr viel bedeutet haben oder es noch immer tun. Dieses Buch ist eine Ode an die Freundschaft. Es ist ein illustrativer Kunstband verbunden mit so vielen persönlichen, bewegenden Gedanken, die dieses Geschenkbuch zu etwas sehr besonderem und persönlichen machen. Ich habe solche Nähe noch nie bei einem anderen Bildband wahrgenommen, noch solche Verbundenheit empfunden, wie bei diesem. Liebevolle Illustrationen gesellen sich hier zu sensiblen Worten, die wirklich viele Erinnerungen in einem hervorrufen und die Schönheit der Nähe porträtieren. Hundert von Heike Faller und Valerio Vidali war ja schon ein sehr besonderes Buch und dieses legt da nun noch einmal eine Schippe drauf. Bereits das Titelmotiv sagt so vieles über eine gute Freundschaft aus. Jeder Mensch hat seine Eigenarten und individuellen Vorlieben und doch finden Menschen zueinander und machen die Welt zu etwas sehr, sehr schönem.
Also, wer nun einen guten Freund/die tollste Freundin überhaupt hat, dem empfehle ich dieses Buch für sich selbst, als Geschenk, als Freude und Gedächtnisstütze. Und ja, dieses Buch ist ‘nur ein random’ Bild-/Geschenkband, aber es eröffnet auch eine ganze Welt an tief verankerten Emotionen und persönlichsten Gedanken, die es mit Abstand zu einem sehr tollen Buch machen. Ein großartiges Geschenk für jeden guten Freund/Freundin. Und spätestens bei der Frage “Oh, Gott. Geburtstag. Was schenk ich nur?”stellt gerade dieses Buch einen bedeutsamen, schönen Lebensretter dar.
“Sich zeigen mit allem, was man ist, mit den Schwierigkeiten und Seltsamkeiten, die zu jedem dazugehören. Und dann blickt man hoffentlich in die Gesichter anderer Leute, die einen trotzdem mögen oder gerade deshalb – Freunde eben.”
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Heike Faller und Valerio Vidali – Freunde
Kein & Aber.
180 Seiten. 20 Euro. Hardcover.
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