Die Angst ist ein Schisser! – “Goodbye Stress!”

Mit ihrer Aussage “Wer Stress sagt, meint Angst” hat mich Beata Korioth auf ihr neustes Buch “Goodbye Stress! – Halte die Welt an, atme und finde zurück in deine Kraft” sehr neugierig gemacht. Nicht nur optisch schreit ihr Buch einen förmlich positiv, motivierend an, auch inhaltlich habe ich hier ein paar gute Tipps und Hinweise über den Stress, das Besiegen von Ängsten und Co erwartet. Sie selbst ist Bewusstseinstrainerin, Coach und Atemtherapeutin und gibt hier und da deutschlandweit Workshops und Führungskräftecoachings… Klingt toll, also los!

 

 

Halt, Stopp! Booksandnotes ist (wie dem einen oder anderen bereits  aufgefallen ist) nur selten ein Ort für große kritische Buchrezensionen. Das hat den Grund, dass jeder Bücher anders empfindet und Texte zu denen ich einfach keinen Zugang finde, mögen für andere ganz toll und lebensverändernd sein. So hat z.B. Petzi von DieLiebezudenBüchern eher positive und begeisterte Worte zu diesem Ratgeber finden können. Für mich hingegen ist dieses Buch totaler Quatsch und mein erster Ratgeber-Flop in diesem Jahr.

Warum? Beata Korioth stellt die diverse Arten und Auswirkungen von Stress dar. Sie erklärt auch mit Hilfe von verschiedenen Hinterfragungen und Erzählungen, dass Stress durchaus auch etwas positives sein kann und in unseren Köpfen nur negativ verankert ist oder zeigt wie wir negative Gedankenspiralen und Hamsterräder unserer Angst durchbrechen können. Natürlich spielt hierbei die Achtsamkeit und Atemtechnik eine Rolle, schließlich ist sie in diesen Bereichen ja auch Expertin. Und dennoch kann man diese 208 Seiten auf einen einzigen, jedem bekannten, Satz runterstampfen: Übung macht den Meister!

Täglich sind wir dem Stress und unseren damit verbundenen Ängsten ausgeliefert. Jeder ist mal knapp in der Zeit, wenn er morgens nicht aufstehen wollte und befürchtet dann panisch zu spät zur Arbeit zu kommen oder hat Angst vor einzelnen Situationen. Unsere Gedanken sind dabei natürlich kein wirklicher Helfer. Viel zu sehr versteifen wir uns dann auf die Folgen und machen uns bereits im Vorfeld verrückt und bauschen das ganze auf, die Angst verstärkt sich und wir geraten noch mehr unter Druck und Stress. Auch arbeitstechnisch kann sich dies bemerkbar machen, wenn wir zu viel zu tun haben und unsere To-Dos in einer begrenzten Zeitspanne erledigen müssen. Umgekehrt kann dies genauso passieren, zu wenig Arbeit, versetzt uns in eine Form der Lethargie und führt zur Unproduktivität (gerade in diesem Punkt bin ich ein Meister). Um den ungeliebten Gedanken den Garaus zu machen, müssen wir uns bewusst mit dem Gegebenen beschäftigen. Was sehen wir gerade? Was machen wir? Wie fühlen wir uns in diesem Moment? Und konzentrieren uns dabei natürlich auf die Atmung, um etwas runterzukommen. Und das ist auch der ganze Hokuspokus. Ansonsten macht es einfach die Übung.

 

“Wir empfinden Stress, wenn wir Angst in Kopf und Körper haben. Menschen mit vielen Ängsten entwickeln besonders starke Stressreaktionen. Menschen mit weniger Ängsten leben befreiter.”

 

Was man nicht kennt, macht einen aufgeregt. Das Ungewisse sorgt für Nervosität, die sich bei jedem anders bemerkbar macht. Und ja, das ist auch gut so. Die Angst vor der neuen Gefahr, unser Körper will uns schützen und das sollten wir akzeptieren. So kann es dann helfen sich zunächst mit Freunden neuen Herausforderungen zu stellen und sich einfach Schritt für Schritt daran zu gewöhnen. Und umso häufiger man das jeweilige dann macht, umso unaufgeregter und ungestresster wird man. Ich persönlich habe z.B. damals wahnsinnige Angst vor Vorstellungsgesprächen gehabt. Dies wurde dann von Gespräch zu Gespräch besser, ich ruhiger und generell spielt man sich damit ein. Und genau diesen Ansatz sehe ich generell in allen Lebenslagen.

Und daher bringt es auch nichts sich verrückt zu machen oder sich solche Bücher zu schnappen, die einem dann erklären wollen: Welche Formen von Ängsten wir besitzen oder Dinge und dass wir damit die verbundenen Ängste loslassen sollen. So gehört folgendes auch zu dämlichsten Aussagen und Ratschläge die es gibt… Du hast Verlustängste? Lasse los! Dir fehlt Vertrauen? Du brauchst Freunde, die dich unterstützen und auffangen! Du hast Angst mit Fremden zu sprechen? Sprich sie an! Du hast Angst es nicht wert zu sein, nicht ernst genommen zu werden oder nicht geliebt zu werden? Sage dir immer: “Ich sehe dich. Ich bin da für dich. Ich hab dich lieb.”

So sehr ich diesem Buch auch irgendetwas positives abgewinnen möchte, regt es mich auf. Der versprochene Bewusstseinssprung blieb aus und eigentlich zeigt einem auch niemand, wie man mit bestehenden Ängsten und Stress so wirklich umgehen soll. An dieser Stelle müsste man dann eigentlich auch wieder erwähnen, dass jeder Mensch ein anderes Stressempfinden und -level hat. Dies hat z.B. nicht nur Ursachen im Kopf, den Gedanken oder lebensverändernden Ereignissen, auch hier spielen gewisse Abläufe, sowie die Darmbakterien und Funktionsweisen einzelner Organe mit rein, aber dies würde nun bei einem ‘Gedankenbuch’ zu weit führen. Die Autorin schreibt zwar leicht und unterhaltend, aber auch das macht es anstrengend, wirklich am Ball zu bleiben und jeden einzelnen Punkt durchzulesen. Manchmal wurde mir es gar zu doof und ich habe einzelne Abschnitte ausgelassen. Von mir gibt’s hier keine Leseempfehlung sondern nur der Tipp: Am Ende müssen wir selbst lernen damit umzugehen und das bringt nur die Erfahrung mit sich.

Beata Korioth – Goodbye Stress
Arkana.
208 Seiten. 16 Euro. Klappbroschur.

 

//Leseexemplar

13. März 2019

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