Das Verständnis eines Kunstwerks

Ein Buch über das Leben. Ihr Leben. Claire-Louise Bennett erzählt in “Teich” von ihrem Alltag, ihren Gedanken, Erlebnissen, Ängsten, Hoffnungen und Phantasien. Man könnte meinen in diesem Buch steckt beinahe eine ganze Persönlichkeit. Sie nimmt uns mit durch ihre Tag in einem recht einsamen Cottage an der irischen Westküste. Eigentlich kann man an dieser Stelle auch gar nicht wirklich etwas erzählen. Ein Buch, vergleichbar mit Knausgards Werken und Gedankengang und doch so anders. Beinahe ein künstlerisches, abstraktes Kunstwerk, dass den Leser auf eine Reise mitnehmen möchte und doch ständig in andere Sphären abdriftet. Leicht verschwommen könnte man auch sagen. Sie erzählt fasziniert von erdachten Feierlichkeiten mit genauen Plänen wo wer sitzen oder stehen wird. Es beinhaltet ihre Gedanken über den Herd mit seinen kaputten Knöpfen, bei dem nun auch der dritte Knopf beinahe seine Funktion aufgibt. Sie beschreibt beinahe alltägliche Dinge sehr fein und detailliert und doch so ganz anders als erwartet.

 

“Noch war niemand hier, keine Menschenseele, ich kann sehr wohl noch etwas verändern, zum zweiten Mal sozusagen – anscheinend bin ich wirklich fest entschlossen, einen Neuanfang zu machen. Ja, ich sollte die Chance beherzt nutzen und eine kleine Party schmeißen.”

 

Ich bin sehr hin- und hergerissen von diesem Buch. Es ist nicht schlecht, aber auch nicht richtig gut. Vielleicht stehe ich aber auch einfach nur vor diesem Kunstwerk und verstehe es nicht in all seinen Dimensionen und Erzählungen. Was zunächst noch sehr interessant beginnt, wurde für mich recht schnell sehr anstrengend. Claire-Louise Bennett springt beinahe durch ihre Gedanken und findet auf komischen Wegen immer wieder zurück und vergisst den Leser oftmals zu führen. Es ist ein ständiges Auf und Ab zwischen Begeisterung und Verfluchung. Ich habe in diesem Fall mehrfach abgebrochen und an einer anderen Stelle fasziniert weitergelesen um später noch einmal zurückzukehren. Auch genervte Pausen endeten meinerseits abrupt mit Neugier und dem Drang die Autorin verstehen zu wollen. Und doch bin ich großteils dran gescheitert. “Teich” ist ein Sammelsurium an Abstrusitäten, wenn man so will, doch während Knausgard es immer schafft bei seiner Faselei beim Punkt zu bleiben, driftet Bennett stets in andere Welten ab. Daher kann ich an dieser Stelle auch keine wirkliche, direkte Empfehlung aussprechen. “Teich” wird sicherlich Fans finden, aber dies dann doch eher beiläufig, zufällig und gedankenverloren.

 

Claire – Louise Bennett – Teich
Aus dem Englischen von Eva Bonné.
Luchterhand.
224 Seiten. 20 Euro. Hardcover.

20. Januar 2019

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