Wenn die anderen die Welt bedeuten [mit Verlosung]

“Mit der Faust in die Welt schlagen” – ein Roman der aktueller nicht sein könnte und irgendwie den Kopf auf den Nagel trifft, ohne die großen nazistisch, fremdenfeindlichen Aufmärsche zu fokussieren. Lukas Rietzschel setzt nämlich früher an. Die Kindheit. Das Aufwachsen. Das Hineinwachsen am Rande von Spaß und Unverständnis.

 

“Tobi wachte auf und ging zum Schreibtisch, wo er sich einen kleinen Zettel nahm. Er malte einen Panzer, wie er sich einen Panzer vorstellte, und ließ ihn durch eine rote Pfütze fahren. Er schrieb mit dem selben roten Stift >Krieg< darüber. Daneben ein Fragezeichen.”

 

Eine Provinz in Sachsen, deren Schicksal eigentlich schon nach der Wende klar wurde. Menschen, die sich scheinbar verlassen und im Stich gelassen fühlen. Während die letzten industriellen Werke der DDR schließen, entwickelt sich auch bei den Menschen nach und nach eine Angst vor dem Verlust und der Perspektivlosigkeit. Wir begleiten zunächst eine Familie bei ihrem Hausbau, der vermeintlich für ein besseres Leben stehen soll. Doch schon während der Schulzeit scheinen Philipp und Tobias nach und nach abzudriften und immer mehr mit rechten Meinungen konfrontiert zu werden. Ihr Umgang wird fraglicher, auch wenn es ihnen anfangs vieles noch nicht so bewusst oder mehr wie Spaß erscheint.  “Ich bin kein Nazi  […] Ich auch nicht […] und Menzel, Ramon und die anderen auch nicht.” Doch als die Situation sich zuspitzt und ihr Heimatort Flüchtlinge aufnehmen soll, zeigt die Wut ganz andere Richtungen und der Ton wird rauer. Während Philipp sich zurückzieht, sucht Tobias nach dem Ventil für seine Wut und um ihn herum fällt scheinbar alles zusammen.

 

“Und jetzt stell dir mal vor, diese sogenannten Menschen werden Lehrer oder Ärzte oder Politiker. Kannst du dir das vorstellen? Weißt du, wie Deutschland dann aussieht? Wie sie uns behandeln werden? Wir wurden alleingelassen. Seit Jahren schon”

 

Lukas Rietzschel schafft es mit seinem Roman ein großes Feld an Gedanken und Ursprünglichkeiten hervorzurufen und genau das finde ich beinahe großartig, denn heutzutage geht es oftmals hauptsächlich um die Verurteilung der “Fremdenhasser”, statt um den Ursprung ihres Gedankenguts oder Verhaltens. Der Ursprung liegt nämlich oftmals in der Erziehung, der Verdrängung, den Vorurteilen, der Verharmlosung und der Egalität. Und dennoch ist grade dies das fatale an dieser Einstellung. Aus Spaß wird schnell Ernst und aus einzelnen Gedanken und Wut ein großer Schwall an rechtem Gedankengut, das man nicht einfach so ignorieren oder löschen kann. Und gerade dies wächst von unten, langsam, bis das Licht an der Oberfläche das verheerende Ausmaß des Ganzen verdeutlicht. Früher wie heute. Und Schuld? Ja, schuld sind immer die anderen.
Dieser Roman greift für mich einzelne entscheidende Punkte hinter der Oberfläche auf. Leicht distanziert und trotzdem sehr treffend in einem Konstrukt aus Trostlosigkeit und der Suche nach einem Ausweg und der Hoffnung. Sprachlich sehr fein und klar thematisiert und dennoch recht emotional ergreifend. Zumindest ich war beim Lesen häufiger wütend, genervt oder saß unverstehend da, auf der Suche nach dem Sinn und vergleichend mit meinen Gedanken zur heutigen Situation. Alles in allem ein spannendes Buch, in dem nun auf den ersten Blick keine weltbewegenden Szenen vorherrschen oder leicht unterhaltend präsentiert werden, aber dafür weitreichend in den Gedanken nachhallen und weitere Gedanken und etwas Verständnis schaffen.

 

“Diese Gesellschaft, wo niemand mehr sagen kann, was er will. Wo dir vorgeschrieben wird, was du essen, wie viel du trinken und wie schnell du fahren darfst. Du bist ein Rassist, du bist ein Sexist! Die sollen alle mal die Fresse halten!”

 

 

Verlosung
Da es, wie ich finde ein sehr wichtiges Thema ist, über das man sich eigentlich sehr viel mehr Gedanken machen sollte und versuchen sollte auch Hintergründe verstehen zu wollen, möchte ich euch an dieser Stelle die Möglichkeit geben, ein Leseexemplar des Buches “Mit der Faust in die Welt schlagen” zu gewinnen. Da ich eigentlich kein großer Freund von “Erzählt mir dies oder das” bin um etwas zu gewinnen … Hinterlasst einfach einen Kommentar, damit ich weiß, dass ihr Interesse an diesem Buch hättet und schon seid ihr dabei! Der hoffentlich freudige Gewinner wird dann von mir nächsten Sonntag (15.Sept.) informiert und gebeten mit seine Adresse mitzuteilen, damit ich das Buch an ihn versenden kann. In diesem Sinne viel Glück!

-Dieses Gewinnspiel hat keinerlei Verbindung zu sonstigen Socialmedia-Plattformen  und entspringt einzig der Tatsache, dass ich zwei Leseexemplare dieses Romans besitze. Die angegebenen Daten werden einzig und allein zur Gewinnermittlung verwendet.-

 

Lukas Rietzschel – Mit der Faust in die Welt schlagen
Ullstein.
320 Seiten. 20 Euro. Hardcover

9. September 2018

3 Comments

  • Reply Mia 13. September 2018 at 19:32

    Lieber Herr Fabel,

    ich kommentiere dann mal ganz plump: ich hätte Interesse! 🙂 Das Buch habe ich nämlich schon länger auf dem Schirm und deine Gedanken dazu machen es nicht weniger interesssant (im Gegenteil natürlich!).

    Vielen Dank für das Gewinnspiel und liebe Grüße

    Mia

  • Reply Falko 14. September 2018 at 4:51

    Hallo Frank,
    gerne würde ich mich der Lektüre der von Lukas Rietzschel in Romanform publizierten literarischen Auseinandersetzung mit unserem gegenwärtig zerrissenen Land widmen.
    Beste Grüße
    Falko

  • Reply herrfabel 19. September 2018 at 23:16

    Auch an dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die Teilnahme. Der Gewinner maikel_hh wurde auf Instagram ausgelost und über sein Glück informiert.

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