Das ganze Leben ist Wasser

Die Geschichte des Wassers, ein Buch, auf das ich mich schon recht lange gefreut habe. Eigentlich bin ich mir bei Bestseller-Büchern bzw. Autoren immer etwas unschlüssig, ob ich wirklich zugreifen mag. Die Geschichte der Bienen steht zumindest hier im Rossmann schon gefühlte Jahre im Regal und obwohl ich es schon immer mal lesen wollte, konnte ich mich bisher noch nicht dazu durchringen es auch wirklich zu kaufen. Nun gut, die Geschichte des Wassers und somit den zweiten Teil der Reihe von Maja Lunde musste ich dann nun endlich lesen.

 

“Alle Gletscher schmelzen, das wusste ich ja, doch es zu sehen ist trotzdem etwas anderes. Ich bleibe stehen, atme einfach nur ein und aus, das Eis ist noch immer da, aber nicht mehr an der Stelle, wo es früher einmal war.”

 

Zunächst treffen wir in Norwegen auf die 67-jährige Umweltaktivistin Signe im Jahre 2017. Ihre Geschichte ist sehr aktuell, sie blickt zurück auf ihre Kindheit und die ‘Anfänge’, den Eingriff in die Natur und Umleitung von Flüssen um Strom zu produzieren – Strom für eine wachsende Population und Produktion. Bereits da macht sie sich dank ihres Vaters Gedanken über die Auswirkungen eines trocken gelegten Flusses und setzt sich später dann auch aktiv dagegen ein. Dass andere nun nicht diese Meinung teilen und hierzu auch ihre Mutter gehörte, ist dann das größte Hindernis dieser bzw. unserer Generation. “Du sagst, es ist unser Instinkt, für unsere Nachkommen zu sorgen […]Aber eigentlich sorgen wir nur für uns selbst. Uns selbst und unsere Kinder. Höchstens noch für unsere Enkel. Diejenigen, die danach kommen, vergessen wir. Und gleichzeitig sind wir dazu in der Lage, Eingriffe vorzunehmen, die hunderte Generationen in der Zukunft beeinflussen, die alles zerstören für alle, die nach uns kommen.” Signe wird erneut aktiv und will ihrer damaligen großen Liebe, dem Mann, der so dachte wie alle anderen, die nur an sich und ihren Profit interessiert sind, zur Rede stellen. Doch ihre Reise zu ihm wird schwieriger als erwartet.
Im Gegensatz dazu lernen wir David im Jahre 2041 kennen. Er, der wie viele andere mit den Auswirkungen des Klimawandels und dem fehlenden Süßwasser zu kämpfen hat. Erst als die Stadt beinahe verlassen ist, Brände und südliche Kriege alles bedrohen, erkennt auch er die Notlage und will mit seiner Familie in Richtung der nördlicheren Wasserländer fliehen. Dass auch dies kein einfaches Unterfangen wird, seine Familie mehr oder minder daran auseinanderbricht und eine Notlage zwischen Hoffnung und Verdursten entsteht, wird an dieser Stelle nun noch nicht verraten.

 

“Und dann schloss ich die Augen und betete zu einem Gott, an den ich nicht glaubte, betete dafür, dass das Meer, wenn ich die Augen wieder öffnete und die Hand hineinstreckte, zu etwas anderem geworden wäre, und meine Finger, wenn ich an ihnen leckte, nach nichts schmecken würden, wie Süßwasser. Wie reines, klares Nichts.”

 

Es ist eine sehr eindrucksvolle Geschichte, eine Idee, deren Ausmaß eigentlich jedem bereits klar sein sollte. Wasser ist etwas so essenziell wichtiges. Maria Lunde schafft es, in Form eines Romans auf die Auswirkungen vorherrschender Klimaänderungen und Sturheit der Menschheit, die alles beeinflussen will, aufmerksam zu machen.

Nun, es ist kein hoch komplex-literarischer Roman. Man merkt eindeutig, dass es ein Buch für eine breite Zielgruppe gedacht ist und eigentlich ist auch gerade das so mitentscheidend, denn die Auswirkungen von dem was wir tun und das Leben als solches geht uns alle was an. Dass sich die Welt verändert, merken wir bereits heute. Sauberes Trinkwasser zu finden wird teilweise immer schwieriger und doch handelt der Mensch immer noch grob fahrlässig. Dass daraus einmal Lebensmittelknappheit, riesige Unzufriedenheit, Kämpfe und Angst entstehen können, ist heute noch nicht vorstellbar, aber genau auf dies geht der Roman ein.
Ich könnte nun eine ganze Umweltdebatte lostreten, aber was ich eigentlich sagen will … Der zweite Teil des “Klima-Quartetts” ist dem Wasser, dem Element aus dem das Leben entsteht und unser aller Leben möglich ist, gewidmet. Ein Element so extrem kostbar, und doch überall um uns herum. Was passiert, wenn die Quelle allen Lebens so langsam versiegt, schildert Maja Lunde total treffend und realistisch. Mit großer Action und herzzerreißenden Liebesszenen kann man in diesem Roman jedoch nicht rechnen. Mir persönlich fehlt ein gewisses Etwas. Ich kann es gar nicht direkt in Worte packen, aber es ist kein so mitreißender Roman, es ist eher eine konstante, konstruierte Geschichte ohne große Spannungsbögen. Dennoch hat dieses Buch zum Denken angeregt und abseits von “Du musst dies und das tun um das Klima zu schützen” auf die Auswirkungen unseres heutigen Handelns gelegt. Und gerade darum habe ich es gern gelesen. Die Geschichte der Bienen wird nun in naher Zukunft folgen und die beiden folgenden Bände werden dann höchstwahrscheinlich auch in meinen Besitz übergehen.

 

“Wasser hat keine eigene Farbe, es ist die Welt ringsherum, die ihm seine Farbe verleiht, die Spiegelung des Himmels, der Umgebung, Wasser ist nie einfach nur Wasser.”

 

 

Maja Lunde – Die Geschichte des Wassers
übersetzt von Ursel Allenstein
btb-Verlag.
480 Seiten. 20 Euro. Hardcover.

 

Vielen Dank an btb für das Leseexemplar.

23. April 2018

2 Comments

  • Reply Sabrina 8. Mai 2018 at 21:34

    Hallo Frank!

    Die Geschichte der Bienen liebe ich von ganzem Herzen. Mit Wasser konnte ich leider auch nicht soviel anfangen. Zu konstruiert und offensichtlicht.
    Mir fehlt dieses Aha-Erlebnis, das wachrüttelt und zum Umdenken anregt.

    Liebe Grüße
    Sabrina

    • Reply herrfabel 8. Mai 2018 at 23:29

      Hej Sabrina!
      Ja, so hätte ich es auch formulieren können. Die Kriege/Kämpfe erwähnt sie ja, aber irgendwie hätte dies auch ruhig mehr in den Vordergrund rücken können.
      Die Bienen liegen bereits auf meinem Stapel. Ich lass mich mal überraschen., aber bei der ganzen Begeisterung scheint es ja schon mal recht vielversprechend. 🙂
      Lieben Gruß frank

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