Mensch, du hast ein Problem – das Dilemma zwischen den Utopien

Ich hatte mir ja eigentlich vor einer Weile vorgenommen, hier mehr meine Meinung zu äußern und nicht im grauen Schwulst der allgemeinen Masse zu verschwinden. Heute nehme ich das endlich mal wieder zum Anlass über ein sehr breites, aber doch wichtiges Spektrum zu ‘faseln’.

 

Gerade jetzt wo es wieder kälter wird und die dickeren Sachen rausgekramt werden, gibt es wie eigentlich jedes Jahr den Aufschrei der Bevölkerung: “Pelz ist Mord” Dies ist dank Peta und Co schon seit gefühlten Ewigkeiten in aller Munde. Auch der Modedesigner Gaultier hat vor einer Weile stolz verkündet nun auch auf echten Pelz zu verzichten. Im Grunde ja ein toller Schritt und ein toller Wunsch vieler, doch warum eigentlich? Wäre es an diesem Punkt nicht eigentlich sinnvoll nicht alles über einen Kamm zu scheren und sich generell Gedanken zu machen was auch dahintersteckt? Kurze Zwischenfrage: Welche Alternativen gibt es denn? Ja, Synthetik, aber wir sind ja eigentlich auch generell gegen Kunststoffe und so. Gut, bleibt also Baumwolle. Normale Wolle und Co fällt ja schließlich auch weg, denn Wolle wächst ja bekanntlich auch nicht einfach so auf Bäumen und Schafe…. Uh, ja Tierhaltung, schwierig. Und dann gibt es ja noch diesen generellen Faktor der Arbeitskraft. Ich erwähne nur Bangladesch, Made in India, China, Turkey… Achso ja klar, es gibt auch Designer in Deutschland und faire Produzenten, kann sich dann allerdings kaum jemand leisten, höchstens die, die eh mit ihrem protzigen SUV um die Ecke einkaufen fahren müssen. Aber halt, SUV, Auto, Umwelt, da war doch irgendwas?

 

Pelz ist also generell Mord und furchtbar. Sonst essen viele allerdings auch Fleisch und bezeichnen es nicht gleich als Mord. Selbst ein Ei hätte, sofern es befruchtet ist, die Möglichkeit bebrütet zu werden, sodass daraus neues Leben entstehen könnte. Und selbst wenn wir Vegetarier wären, werden hierfür extra Plantagen mit Soja und Co. ‘aufgebaut’, die die ein oder andere Spezies verdrängen oder gar gefährden. Das ja dann auch schon irgendwie Mord oder? Desweiteren gibt es in der Lebensmittelindustrie nun mal auch Tiere, die extra dafür gehalten werden, dass wir etwas für die Bratpfanne bekommen. Selbst wenn man an diesem Punkt die Massentierhaltung einmal ausblenden möchte, gibt es hier Abfallprodukte, Leder z.B. Und dann denke ich mir immer, ja warum sollte man diesen Rohstoff, den es seit Jahrtausenden gibt, nicht nutzen und sinnlos wegwerfen? Wieso sollte der Hase vom Hasenbraten nicht komplett verwertet werden oder der vom Förster erschossene Fuchs, da es gerade eine Überpopulation gab. Und so gibt es ja auch einfach verschiedene Tiere, die Pelz, Leder, Fell ‘tragen’ und wenn es sie schon auf irgendeine Art und Weise dahinrafft, warum nicht? Der Mensch selbst gilt doch quasi auch als nachwachsender Organspender, der nach dem Ableben zum Freifahrtsobjekt gemacht werden soll. Closed wäre übrigens eine Marke, die in ihrer aktuellen Winterkollektion voll und ganz darauf achtet, dass ihre verwendeten Naturmaterialien zu 100% Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie sind und schonend weiterverarbeitet wurden. Sehe ich als solches als tollen Ansatz, der einfach generell genutzt werden sollte. (Über den Preis darf man dann in diesem Fall trotzdem nicht reden. Nicht jeder ist Krösus.)

 

Natürlich schreie ich nun nicht laut… Yay, alles cool! Und bin auch kein Freund von Pelzfabriken oder genereller Massentierhaltung, dennoch ist es ein Produkt der Natur und jeder der sich damit wohl fühlt, soll sich so ein ‘Ding’ doch ins Wohnzimmer legen, auf den Kopf setzen oder sonstwie damit umherlaufen. Denn ökologisch betrachtet, ist gerade dieses ein sehr langlebiges, qualitatives Produkt. Es ist kein aufwändig produzierter künstlicher Ersatz, der vielleicht gerade einmal eine Saison hält und dann ein Fall für den Sammelcontainer ist und im Grunde auf die Lebzeit betrachtet der Umwelt mehr Schaden hinzufügt. Ich hätte natürlich auch ein anderes Beispiel in dieser Richtung parat… Daunenjacken, Daunendecken und -kissen. Die echten Daunen werden ja nun auch nicht mit einem Auffangnetz aus der Luft gefischt und auch hier gibt es nur die zwei Möglichkeiten. Echt oder künstlich. Echt wäre teilweise ein Abfallprodukt der Industrie. Künstlich eher eine Rohstoffanlage zum späteren Wegwurf. Und so könnte ich dann auch stundenlang weitermachen. Und alles Mögliche hat mehrere Seiten im ganzen Wust aus möglichen Utopien. Und ja, diesen Begriff wähle ich ganz bewusst. Ich glaube nicht, dass man irgendwann einfach für alles eine massenkonforme Lösung gefunden hat, die nichts und niemandem Schaden anrichtet. Selbst wenn man nun hergehen würde und solche ‘Stoffe’ in der Petrischale nachwachsen lassen würde, wäre es ein recht fraglicher Prozess.
So tüftelt man heutzutage ja auch schon an dem Steak aus dem Labor. Das hat für mich dann weder mit ökologisch rücksichtsvoll oder ähnlichem zutun. Eher fraglich. Der Mensch spielt sich auf als wäre er Gott und muss nur weil er es kann oder in jahrzehntelanger Forschung entschlüsselt hat, alles besser machen. Doch am Ende ist er sich dem eigentlichen Ausmaß, und dem was er da überhaupt in den Gang setzt nie bewusst.

Auch hierfür hätte ich ein weiteres Beispiel: Genmais. Es gab oder gibt da ja gewisse Versuchsfelder. Blöderweise hat man ja nicht an den Pollenflug sowie Bienen und andere Insekten gedacht, die das genetisch veränderte Gengut weiterträgt. Im Grunde kann man heute fast gar nicht mehr gewiss sagen, dass etwas genetisch unverändert ist. Es ist ein Dominoeffekt. Ein Stein, der irgendwo angestoßen wird und nach und nach die ganze Welt erobert. Zu groß ist das ganze Konstrukt aus Globalisierung, Im- und Exporten, Klima und Umweltphänomenen. Irgendwo fängt alles an, egal wie gut man es meint und wenn auch nicht direkt bei uns, aber irgendwo wird es immer Schaden anrichten und eine Welle unvorhersehbarem Kram in Bewegung setzen. Und doch schreien wir alle nach Alternativen, Veränderung, Forschung und Entwicklung, statt einfach mal das Bestehende, neu zu organisieren. Neue, kontrollierte Auflagen zu schaffen, alles so anzunehmen wie es ist und in dem gegebenen Rahmen verbessern. Natürlich wäre dieses kompliziert, aber eigentlich wäre gerade dies der richtige Weg.

 

Bis dahin schreien wir allerdings auf der einen Seite nach Individualität und Freiheit und auf der anderen spielen wie die Ethik-Moralapostel, die alles über einen Kamm scheren und am liebsten alles verbieten wollen, aber selbst keine langzeitig vernünftige Alternative parat haben. Bestes Beispiel: Rewe hat vor einiger Zeit einen Mehrfach-Obstbeutel eingeführt. Ein Beutel der allerdings nur bei Rewe funktioniert, dennoch ein Zeichen für Veränderung ist. Theoretisch könnte man sich nun freuen, aber nein! Die Kritiker kommen nun wieder zum Vorschein, da auch diese Beutel aus künstlich produziertem Material bestehen. Also ist jetzt diese eigentlich tolle Variante wieder schlecht. Allerdings ein Jutesack rechnet sich ökologisch auch nicht sofort und könnte bei der Erstbenutzung als sehr umweltschädlich angesehen werden. Auch Papiertüten wachsen in ihrer Form auch nicht so einfach auf den Bäumen und müssen produziert werden und rechnen sich somit erst nach dem zigsten Gebrauch. Einzig, keine Tüte wäre eine wirkliche Alternative, aber dann ist man ja nur noch damit beschäftigt einzelne Produkte zu kaufen und diese nach Hause zu tragen um dann weitere zu holen. Für mich ist es insgesamt einfach Irrsinn und würde man diese kleinen Plastikbeutel wie es sie bereits seit Jahrzehnten gibt, immer wieder zum Einkaufen mitbringen, wäre dieser ganze ‘Quatsch’ auch überflüssig. Und auch wenn ich ökologisch, rohstoffarm einkaufe, aber mit dem Auto fahren muss und die Lebensmittel selbst ja auch erst einmal geerntet, verarbeitet und zum Laden selbst transportiert werden müssen… puh. Und dann frage ich mich wieder: Warum gibt es hier keinen Aufschrei? Achso ja stimmt, die Alternativen fehlen. Und wenn es mal eine Alternative gibt, wie so tolle Lebensmittelretter a la etepetete (also vom Prinzip finde ich es wirklich toll), muss man sich auch hier fragen: brauch und mag ich diese Lebensmittel alle oder würde ich auch etwas davon wegwerfen? Und ist es so toll, dass dieses in einem Karton durch die Gegend geschickt werden muss? Wo kommen eigentlich die Lebensmittel selbst her?

 

Die beste Alternative für alles: Wir werden wieder Selbstversorger. Das würde zwar mit dem Fortschritt und der ganzen Entwicklung im Konflikt stehen, wäre allerdings insgesamt für das eigene Wohl und die Umwelt das Beste. Denkt mal drüber nach.

2. Dezember 2018

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