Gefühlt ist Gabrielle Zevins Roman “Morgen, morgen und wieder morgen” eine Geschichte, um die man in diesem Frühjahr kaum herumkam, waren/sind die Begeisterungsstürme doch recht groß. Und so landete dieses Buch dann auch irgendwie auf meinem Lesestapel. Für wurde es dann leider kein wirklicher Pageturner, eher eine nette Geschichte über Freundschaft und Liebe, sehr viel Gaming und so einigen Hürden und Tiefen, die mich über Wochen begleitete und rückblickend ganz schön, aber auch so einige “Hmmms” mit sich brachte.
Sam und Sadie kennen sich schon ewig. In ihrer Kindheit lernten sie einander im Krankenhaus kennen. Es entwickelte sich zwischen ihnen so ein ganz besonderes Band. Dann verloren sich, bis sich Mitte der 90er ihre Wege erneut kreuzten. Sam hatte gerade ein Studium an der Harvard aufgenommen. Sadie widmete sich dem Programmieren von Computerspielen. Schnell war für sie beide klar, dass zusammen ein großartiges, sich ergänzendes Team ergeben würden. “Ichigo”, ihr erstes gemeinsames Spiel, das, sie mal so nebenbei in den Ferien zusammenschusterten, wurde recht schnell zu einem großen Hit. Doch mit diesem Erfolg änderte sich nicht nur ihr Leben, es stiegen die Ansprüche, weitere Spiele müssen folgen, weitere Partner gefunden werden. Und mit jedem weiteren Spiel, wird ihre Freundschaft auf eine Probe gestellt… doch wie viel(e) Nähe, Druck, Herausforderungen, Unstimmigkeiten und Co kann eine Freundschaft in einer Welt in der Spiel und Wirklichkeit immer mehr zusammenwachsen wirklich aushalten?
“Was ist ein Spiel? […] Es ist morgen, morgen und wieder morgen. Die Möglichkeit einer unendlichen Wiedergeburt und unendlichen Erlösung. Die Vorstellung, dass du, solange du weiterspielst, gewinnen kannst. Kein Verlust ist von Dauer, denn nichts ist von Dauer, niemals.”
Gabrielle Zevin ließ mich mit ihrem Roman oft an meine Jugend und spätere Studienzeit zurückdenken, das Spielen von Computerspielen, das Programmieren und Brainstormen für Projekte, liebte ich damals sehr. Die Idee eines Gaming-Romans fand ich daher so auch super interessant, zumal die Entwicklung, der technologische Fortschritt und die Computerspielewelt für jeden meiner Generation ein Stück weit Kindheit und das Entdecken neuer Möglichkeiten, sowie Spaß bedeutet. Dieser Roman ist irgendwie wie ein Spiel mit verschiedenen Räumen angelegt, nach einer kurzen Eingewöhnungs- und Findungsphase tauchen wir mit den Protagonisten in eine Welt aus verschiedenen Räumen, Zeiten, Leveln und Add-ons ein. Manche Kapitel bauten Spannung auf, ich wollte unbedingt mehr entdecken, weiter in ihre Welt eintauchen, weitere Hinweise finden und ‘das Spiel lösen’, anderes fühlte sich hingegen eher wie Pflichtkapitel an, die deutlich weniger Spaß machten, aber vielleicht zur Erklärung und Charakterentwicklung beitrugen. So sorgten die Kapitel über das Kennenlernen, die Entwicklung von ihrem ersten gemeinsamen Spiel “Ichigo”, ihre Ideen dahinter und die Freundschaftsgeschichte zwischen Sam, Sadie und Marx bei mir anfänglich für sehr viel Freude, konnte ich vieles doch sehr gut nachempfinden und ihre Gedankengänge verstehen, aber dann sprangen die Kapitel zeitlich und thematisch etwas, die Beziehung zwischen den Freunden wurde etwas komplizierter (und anstrengender) oder wie in “Pioneers” nahm das Kapitel die Form eines MMOs ein, was es für mich dann deutlich schwerfälliger und langwieriger machte, mich vielleicht sogar von den Protagonisten eher distanzierte, sehnte ich mich doch nach einem tollen Ende. Und das war dann auch das, was mich dann wieder versöhnlich stimmte. Dieser Roman ist für mich nicht ganz rund. Gefühlt reißt Zevin viele Ideen einfach nur an, Hunde oder mögliche Endgegner tauchen plötzlich auf und verschwinden wieder, Handlungen führen ins Leere oder ‘geheime’ Autobahnen sind einfach da, Abkürzungen, deren Bedeutung ich in diesem Roman nach wie vor nicht ganz verstehen kann… höchstens als ein kleiner Zeitsprung in Form der Röhren, die, wie bei Supermario, von einem Raum in einen anderen führen, nur leider ohne diese bedeutsame Funktion.
“Morgen, morgen, und wieder morgen” ist wie das Abtauchen in eine andere Welt voller Tragik, Freude, Liebe und Innigkeit, die Begeisterung und Enttäuschung, Optimismus und Scheitern miteinander auf eine angenehme Weise miteinander vereint, nicht ganz ruckelfrei, und doch ist es vielleicht genau das, was eine Freundschaft im inneren ausmacht… die Mischung aus begeisterten und sehr innigen Phasen und Distanziertheit aufgrund äußerlicher Einflüsse oder fast schon hirnrissiger Gedanken. Ein gutes Spiel… Team one, sie haben noch 2 Leben, weiter? oder start again?!
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Gabrielle Zevin – Morgen, morgen und wieder morgen.
Aus dem Amerikanischen von Sonia Bonné.
Eichborn.
560 Seiten. 25 Euro. Hardcover
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