Gedankenmomente, Rückblick, ich – Sentimentalitäten am Jahresende

Gerade so in den vergangenen Tagen kam bei mir so einiges an Gedanken zusammen. Vielleicht wird dieses nun ein Sammelsuriumbeitrag an verschiedensten Dingen und Inhalten, aber so einiges kreist mir ständig im Kopf herum, was nun einfach raus muss und warum sollte ich dann nicht einfach dieses Medium dafür nutzen, wenn ich es schon habe?

 

Weihnachten ist und war je her das Fest der Liebe, der Familie, das Fest der Feste, zumindest bei denen, die ihre Eltern und/oder Großeltern noch besitzen oder gar selbst eine eigene kleine Familie haben. Dieses Fest so viel mehr als sinnlose Hin- und Herschenkerei. Gerade weil Weihnachten so am Ende des Jahres liegt, ist es auch immer mit Dankbarkeit verbunden. Eben dafür, dass  man eine Familie hat. Oder dass man das Leben genießen kann, auch wenn man wie ich nicht ganz so fit ist. Einzelne tolle bis mehr als schöne Tage, Begegnungen, Erlebnisse. Ein Jahr birgt immer so viele verschiedene Eindrücke. Und doch nimmt jeder die Welt um ihn herum ganz anders wahr.

 

 

Auf meinem Weg in die Heimat, hatte ich eine für mich sehr herausfordernde Begegnung in der Bahn mit einer blinden Frau. Ich konnte in diesem Fall nicht wegsehen, sie hat mich berührt und nachdenklich gestimmt. Zum Teil wurden meine Gedanken so intensiv, dass ich mich mit anderen Albernheiten ablenken musste, um nicht gleich heulend dort rumzusitzen. Wer mich kennt weiß, manchmal habe ich so abstruse Menschen-Momente. Ein Blick genügt, um in die komplett andere Welt des anderen abzutauchen oder von Emotionen überrannt zu werden. Ich kann nicht mal genau sagen was es ist, aber es ist da und gehört irgendwie auch zu mir.
Jedenfalls habe ich sie beobachtet und versucht mir vorzustellen wie sie eine Zugfahrt wahrnimmt. Nachdem sie auf meinen ursprünglichen Platz in der Nähe der Tür gesetzt wurde, saß sie beinahe unbewegt da. In der Hand ihren Stab, stützend und sonst einfach so hilflos genau so sitzend und abwartend. Und doch hat sie sich stets einen freudigen Ausdruck bewahrt. Einzelnen kurze Momenten und Aufmerksamkeiten zwischen ihr und anderen Fahrgästen ging sie total offen entgegen und verhielt sich auch sonst nicht so mürrisch und launisch, wie die normal-gestressten Bahnreisenden sein würden. Ich habe dann für eine Zeit lang die Augen geschlossen und ähnlich wie sie, meine Umgebung mit den Ohren und dem Fühlen gesehen. Der Luftzug, die Stimmen weit hinten im Wagon die über Oma Erna berichteten und sich gegenseitig kaum verstanden. Jede noch so kleinste Veränderung in der Nähe. Es ist etwas total anderes, beinahe intensiveres Empfinden. Meine Ohren sind (leider) etwas empfindlich in puncto zu vieler Umgebungsgeräusche, ich hasse es z.B. auch ständig an hochfrequent piependen, stehenden Autos vorbeizulaufen (ja, manche neuere Autos fiepen, wenn die Wegfahrsperre oder sowas aktiviert ist) oder wenn zu viele Menschen im Raum sind, die sich gleichzeitig unterhalten. Das ist dann für mich bereits eine enorme Herausforderung und wenn ich mir dann vorstelle, alles um mich herum nur zu hören oder zu fühlen…

Nein, das empfinde ich als sehr schlimm und bin froh und auch dankbar darüber, Gehörtes mit Bildern verbinden zu können. Weihnachten besteht aber auch nicht nur aus Dankbarkeit.
Zwischenmenschlichkeit und das an andere Menschen zu denken, wird heutzutage ja auch recht groß geschrieben. Viele Menschen spenden an Ärmere. Vielleicht um sich ein reines Gewissen zu erkaufen oder einfach weil sie es können oder weil sie wirklich helfen wollen. All das Leid, die Sorgen und das Leben anderer wird gerade in Dezember, jedes Jahr aufs Neue, beinahe in unzähligen Sendungen fast schon zelebriert. Und gerade da wird einem stets bewusst, welch Glück man hatte, hier in so einem gut strukturierten, wirtschaftlich gut situierten und auch sonst recht anerkannten Land geboren und aufgewachsen zu sein. Und es wird im Vergleich klar, wie gut man es  hat. Und vor allem, dass man jemanden hat. Jemanden für den man wichtig ist, auch wenn das Fest manchmal fernab jeglicher Harmonie bei kleineren und größeren Streitereien endet, sind es die Familie, die Freunde, der Partner, die einen fangen, (er)tragen und halten. Und gerade das ist es dann doch, das schönste Geschenk. für das es sich lohnt Zeit zu investieren, auch wenn es nicht immer 100% harmonisch ist. Und gerade an keinem anderen Tag als an Weihnachten, kommt es alles so geballt zusammen. Und sie sind auch da, sobald alles andere wegbricht oder um einen herum verloren geht.

 

Manchmal wär’ ich gern Politiker, dann könnte ich mich im großen Kreis über die täglichen Absurditäten aufregen.

 

Auch politisch fordert mich alles gerade sehr. Ich bin dankbar, dass Steinmeier mit seiner Weihnachtsansprache auf gerade das Hauptthema eingegangen ist, dass hier oftmals fehlt. Das Reden miteinander, der Austausch, das freundliche Aufnehmen anderer. Wir sollten generell weniger von anderen fordern, wir sollten sie erst einmal verstehen. Jeder Mensch hat einen anderen Gedankengang und andere Überzeugungen, doch um das Beste daraus zu machen, bedarf es zahlreiche Gespräche und wahrscheinlich auch Kompromisse. Doch ansonsten, möchte ich eigentlich nur noch so wenig wie möglich mitbekommen. Ein Gesundheitsminister, der sich in alles mögliche einmischt und doch keine Ahnung hat. Parteien, die stets alles besser wissen und die Schuldigkeiten bei anderen suchen. Und Lösungen gibt es eigentlich keine. Zumindest keine, die wirklich helfen. Vor einer Weile hatte ich da mal einen sehr treffenden Vergleich mit einem Laubbläser gelesen. Die eigentlichen Probleme, die es gibt, tauchen hin und wieder auf, und sonst verschließt man gern die Augen oder gibt Scheinlösungen als Auswege an. Und doch sind sie dann weiterhin da, nur eben woanders zu finden. Es werden Flüchtlingsgrenzen beschlossen, ein großes Aufheben veranstaltet und Grenzen dicht gemacht. Und dann stellt man fest, die eigentliche Grenze wird gar nicht mehr erreicht. Ein Erfolg! Und doch existiert das eigentliche Problem weiterhin – vor der Grenze oder in den bedrohten Regionen, dem westlichen Lebensstil, der Globalisierung, dem Fortschritt. Man beschließt neue Zuschüsse, damit mehr Menschen ihre Tätigkeit in Pflege-, Gesundheits- und Erziehungsberufen finden und doch … wo kommen denn diese Menschen her? Auch Notaufnahmen sollen entlastet werden, damit man dort den ‘echten Fällen’ helfen kann. Doch kann nicht etwas kleines auch eine große Not in dem Moment darstellen?
Mautgebühren. Geschwindigkeitsbegrenzung für die Umwelt, weil die eigentliche Ursache, die Wirtschaft, nichts ändern mag. Weniger Plastik, weil ein besseres (globales) Recyclingsystem nicht irgendwie praktischer wäre. Mietpreisbremsen, damit die Dörfer immer weiter leerer werden und dort neue Probleme entstehen. Digitalisierung, da wir anscheinend nicht mal in der Lage sind, den technologischen Fortschritt vernünftig einzusetzen, ist mehr Technologie und Abhängigkeit natürlich sinnvoll. Die Liste an Dämlichkeiten ist unendlich lang und wächst beinahe täglich, allerdings für den Moment ist was getan. Kurze Zeit später ploppt irgendwas Neues wieder auf, aber das ist egal. Dem einzelnen in seiner kleinen Blase ist das oft nicht klar, es wurde geholfen oder eben verschlimmbessert und dann?

Wir blasen so viel vor uns her bis irgendwann alles auf uns einzustürzen droht. Wir wollen vieles nicht wahr haben und machen doch so weiter wie bisher, statt auch nur irgendetwas grundlegend zu verändern. Wir schreien nach Klima und schieben dem Staat die Aufgabe zu, während wir ständig hin und herfliegen. Wir wollen leben, frei sein und viel erreichen. Doch am Ende zählt dann eigentlich nur das WIR. Und genau das müssen wir schützen, uns besinnen. Die Kleinigkeiten schätzen, das Große verschmähen, aber nein, denn dazu ist jeder viel zu bequem. Zu feige. Zu ängstlich. Es ist ein steter Einzelkampf um den besten Profit, das beste und einfachste Leben auf dem Rücken anderer. Nur wer kämpft, gewinnt. Nein, nur wer laut schreit, hat die Hilfe im Kampf des Irrsinns.

2018 neigt sich dem Ende entgegen und rückblickend, wie vorwärts schauend finde ich’s fatal. Die Weichen sind auf “Schlimmes” eingestellt. Die hohen Tiere kennen den Weg, für sich, den Erfolg, die Macht im Leben und der Kleinere? Was bleibt am Ende? Wo geht’s lang? Die Zukunft ist so offen, fraglich. Wie sie zu werden scheint, verängstigt und verändert das Einzige was zählt. Die Gemeinschaft, die Basis für alles was bleibt, wenn alles andere fehlt. Und doch feilen wir weiterhin am unteren Podest, bauen oben weiter in die Breite und wundern uns, warum vieles nicht so läuft wie geplant. Das macht’s fatal. Das gibt uns irgendwann den Rest. Doch es bleibt einzig das Hoffen, dass  es so lange halten mag, wie wir es erleben. Uns selbst dann, geht es weiter.

 

Wie ihr diese Zeilen nun deuten und für euch nutzen mögt, bleibt natürlich euch überlassen, dennoch finde ich gibt es weltweit von vielen Seiten aus Handlungsbedarf. Vieles läuft falsch und das eigentlich Richtige, wird zunichte gemacht. 2018 passiert gerade in Hinblick darauf recht viel wegweisendes. Oder Anstöße dazu passierten. Da allerdings so ‘Abschlussgedanken’ ohne einen persönlichen Rückblick nicht vollständig wären… mein 2018.

 

 

Kurz gesagt: puh. Es kam mal wieder alles anders als erwartet. Ich habe zahlreiche neue Inputs bekommen und mich auch gedanklich in vielerlei Hinsicht gefordert. Wie man sieht, schreibe ich einen Blog und das ist für mich nach wie vor etwas komisches. Ideen und Gedanken zu teilen und das nicht nur in einzelnen kurzen Absätzen, sondern gleich etwas mehr und tiefgründiger. Bücher vorzustellen, die ich gelesen habe ist irgendwie auch nach wie vor abstrus. Damals habe ich mich eher auf Magazine fokussiert und nur hin und wieder ein Buch gegriffen und eher das TV-Programm studiert. Nun gucke ich recht wenig fern und nehme lieber ein Buch. Gesundheitlich hat sich daher auch so ein bisschen was verbessert. Die Konzentration und das fokussierte ‘Etwas tun’ sind zurück. Ich habe mich dieses Jahr mehr auf die Ernährung gestürzt, auf Ruhe, Ausgeglichenheit und Akzeptanz. Es ist zwar nichts so wie ich es gerne hätte, aber eigentlich weiß ich auch nicht wie es optimal sein würde. Mein Wunsch ein Buch zu schreiben existiert weiterhin. Auch gestalterisch möchte ich mich wieder in irgendetwas intensiv verausgaben und etwas bewerkstelligen, was anderen eine Freude bereitet und Beachtung findet. Ich bin nach wie vor nicht der Mensch, der groß nach Aufmerksamkeit schreit und doch wünsche ich sie mir in manchen Momenten. Das Leben und alles steht in häufigen Kontrasten. Momentan der ziellose Wille, gegen das gesundheitliche Manko oder wie man es besser nennen möchte. Und hauptsächlich habe ich dieses Jahr die Abhängigkeit meinerseits gegenüber anderen Institutionen und Ämtern bemerkt. Über ein halbes Jahr habe ich auf die Antwort der Rentenkasse gewartet um dann am Ende etwas ganz anderes bekommen, als ich eigentlich wollte.

Es ist ein ständiges Voran- und Zurückschreiten. So wie es bei mir selbst auch ist und bleibt. Ich wurde im September in die Kartei des Zentrums für seltene Erkrankungen aufgenommen, doch auch weiterhin beschäftigt man sich u.a. mit meinem Fall, eine tiefgründig helfende Antwort blieb dennoch bisher aus. Und so hoffe und warte ich eigentlich jeden Tag auf DAS Zeichen und natürlich auch darauf neu starten zu können, was zu erleben, etwas Voranbringendes und doch verharre ich weiterhin.
Vielleicht weil das eigentliche Ziel noch fehlt oder die passenden Menschen um mich herum. Das Leben ist im ständigen Wandel und doch stagniert bei mir weiterhin so einiges. 2019 werde ich schon 30. Irgendwie eine komische Vorstellung, wenn man doch eigentlich noch gar nicht so viel tolles bewerkstelligt und erreicht hat. Und doch ist es irgendwie okay. Für eine Zeit. Man sagt ja auch, dass vieles von alleine auf einen zukommt. Ich warte einfach hier und hoffe bald den entscheidenden Wink mit dem Zaunpfahl zu sehen. Und natürlich gebe ich dann Bescheid.

 

 

28. Dezember 2018

No Comments

Leave a Reply

You Might Also Like