Klima, Essen, Leben … für die Tonne?

Es gibt so einige Schlagworte, an denen man heute fast gar nicht mehr vorbei kommt. Fast jeden Tag ploppen sie auf und werden von vielen tagtäglich implementiert und begeistert gelebt. Ich würde nun gerne “Yay, das ist alles so, so toll!” rufen, aber irgendwie habe ich regelrecht das Gefühl, dass sich kaum jemand wirklich damit auseinandersetzt was er denn da nun eigentlich lebt. Feminismus ist so ein Beispiel oder Resourcenverschwendung, Plastikfrei, Minimalismus … anscheinend gibt’s beinahe für jeden irgendetwas, was sich gleichzeitig von der Wirtschaft noch zusätzlich profitorientiert nutzen lässt. Neustes Beispiel… Die Wurst ohne Antibiotika! Als ob alles andere nun fraglich sei und nur diese eine Wurst besonders ist, aber verkauft sich so sicherlich gut, sonderliche ethische Aspekte blenden wir nun einfach mal aus… Antibiotikafrei! Yay! Vielleicht könnte man dazu aber auch noch ein Buch raus bringen wie “Wie ernähre ich mich frei von chemischen Zusätzen oder so? Die Lösung wird natürlich überraschen… Mach und bau alles selbst an zum Beispiel.

Aber es gibt auch so schon genug sinnfreie Bücher zu den verschiedensten Themen, die zumindest bei Müllvermeidung oder Minimalismus, nahezu eine Farce darstellen. Für was benötige ich ein Buch, das am Ende rumliegt und eigentlich nicht gebraucht wird, außer um mir bewusst zu machen, dass ich zu viel Krempel besitze oder zu viel Müll produziere? Wo ist da die Resourcenvermeidung? Die Menschen kaufen es ja trotzdem und fühlen sich danach total schlau [hust]. Und natürlich hat auch dieses Buch eine Folie. Plastikfrei wäre da sogar eine recht kluge Lösung, aber sonst… Wer hat sich denn wirklich mal mit den Alternativen konstruktiv auseinandergesetzt? Ganz beliebt: “Ich kaufe nun Zahnbürsten aus Holz!” oder “Bei mir gibt’s nur noch Glasflaschen. Weg mit dem ganzen anderen Kram! Ich laufe nun immer mit meinem Bollerwagen einkaufen.” oder “Ich kaufe nun immer Papiertüten statt Plastik. Toll, dass mein Markt auch die Obsttüten durch Papiertüten ersetzt hat.”

Und genau an diesem Punkt stellt sich dann die eigentliche Frage. Wie sieht das Ganze denn überhaupt aus ökologischer Sicht aus? Ist ja schön, wenn man bewusst einkauft, aber eine Papiertüte? Besser man baucht gar keine Tüte oder bringt sich einen Beutel, den man bereits zig Mal verwendet hat, mit, denn auch die Alternativen sind nicht gerade klimafreundlich. Selbst Papier ist ja nicht so “Zack da, Tüte fertig.” Auch diese müssen produziert werden und dazu verwendet man nicht nur eine Gießkanne voll Wasser und gerade das ist so semitoll.
Andere Baustelle… Wo kommt denn eigentlich das Holz von deiner neuen Zahnbürste her? Eingeflogen aus Honolulu? Gut, dass fliegen so beinahe das Schädlichste für die Umwelt ist, aber hej, kein Ding, hast ja nun Holzzahnbürsten. Toll, toll!

Verpackte Lebensmittel kommen dann bei dir auch nicht mehr in die Tüte? Ohhh, toll, ja so vorgereifte Avocados, kann man ja auch nie genug von bekommen… Gut, das diese auch nur eingeflogen werden. Man könnte auch einfach mal sagen: “Hej, pass mal auf mit deinem ganzen ‘ich mach mal auf Umwelt’. Bleib mal einfach bei regional!” Ja, regional und saisonal. So banal es klingt, aber wieso muss es immer gleich sonstwas aus irgend einem abgelegenen Teil der Erde sein? Transporte sind nicht gerade praktisch für die Umwelt, dann kann es vielleicht auch einfach mal eine dünne Futzeltüte aus Plastik haben und wäre trotzdem besser als deine Mango da.

Schon drüber nachgedacht? Also früher in der DDR z.B. gab’s ja nicht immer so wahnsinnig viel zu kaufen. Die berühmte Bananengeschichte, für die man regelmäßig Schlange stehen musste… und dennoch ist es gerade dieses globale Importsystem, was es schwierig macht, der Umwelt wirklich gerecht zu werden. Gerade unser ‘alles muss immer und sofort in zigfacher Ausführung vorhanden sein’, schadet der Umwelt. So ist die eigentliche Ursache für den ganzen Müll, eigentlich auch nur unser großer Auswahlbedarf an Lebensmitteln. Ich selbst habe ja mal im Supermarkt gearbeitet. Was da täglich in der Tonne landet, weil es im Endeffekt niemand rechtzeitig gekauft hat… Puh. Und eigentlich sollte man hier anfangen. Weniger Auswahl, dafür aber aus der näheren Umgebung und nicht in alle möglichen Sorten, aber nun gut, so eine große Auswahl ist ja auch immer so verführerisch. Ich verstehe, also lieber auf Müll und Plastik rumreiten, damit man hier wieder auf Alternativen setzt. Eigentlich bin ich in diesem ganzen Punkt schon etwas müde geworden, dennoch muss man sich konstruktiv damit auseinandersetzen.

Auch Glas(Flaschen) gibt es ja nicht einfach so, weder wachsen diese auf Bäumen, noch sonstwie. Auch diese werden nicht gerade umweltschonend produziert, der dafür benötigte Sand muss ja auch von irgendwo herkommen und selbst diesen gibt es nicht unendlich. Und somit sind Einwegglasflaschen und -gläser hier genauso fraglich wie jegliche andere Verpackung. Aber es ist ja immer einfacher ein Loch mit einem anderen zu stopfen. Um das sich dadurch irgendwann entwickelnde Loch kümmern wir uns dann einfach später. Haben ja auch noch nicht genug Löcher.

Ich hätte mich nun genauso kritisch über Massentierhaltung aussprechen können. Doch auch dies ist eigentlich nur ein Produkt des Konsumverhaltens. Und auch hier gab es eine fragliche Entwicklung. Statt Fleischereien zu nutzen und solche oftmals Familienbetriebe zu stärken, kaufen die meisten Menschen im Supermarkt ihr Fleisch bzw. Wurst. Dort wo alles in tollen Plastikboxen verpackt ist. Ist ja einfach einfacher und Fleischereien… da macht ja eh eine nach der anderen zu, weil die Kaufkraft fehlt. Und auch an diesem Punkt schreien dann nicht nur die Vegetarier auf, nein auch die Peta-Menschen. Klar, auf Tierisches und Pelz und Co kann man verzichten, dennoch Tiere werden gegessen, dann kann man bitte auch alles verwerten. Aber nein, wir verteilen ein generelles “Du, Du, Du!” Irgendwie sind wir ja eh immer toll im großen “Du darfst das und das nicht”. Ist ja auch toll, so eine Gemeinschaft, die etwas fordert und generell Aufmerksamkeit bekommt. Dennoch sollten wir generell unser Verhalten und unsere Wünsche überprüfen, vielleicht auch mal auf einen Urlaub verzichten (Ökologisch wäre nämlich gerade mal ein Flug pro Person alle 5 bis 10 Jahre vertretbar) und nicht hoffen, dass von irgendwo anders die Lösung kommt und dann schlagartig alles besser wird. Wir sind es, die es in der Hand haben und dazu gehört auch, dass wir uns informieren und gucken, was wirklich besser ist und nicht nur mitmachen, weil es Modeerscheinungen sind.

26. August 2018

No Comments

Leave a Reply

You Might Also Like