Design kann auch Klassik – Frankenstein & Kafka

Normalerweise bin ich ja überhaupt kein Freund von Klassikern und wäre man mir hiermit in der Schulzeit gekommen, wäre ich womöglich mehr als genervt gewesen. Doch nun konnte ich einfach nicht widerstehen, denn Manesse hat es wirklich geschafft (ja, da kommt Designer wieder durch) mir Lust darauf zu machen. Diese zwei wunderschönen Bücher durften nun bei mir einziehen und meine Gedanken beeinflussen.

 

//Wer nun eine hoch komplexe, literarische Meisterleistung von Rezension erwartet, dem muss ich leider gleich sagen: “Bitte nicht mehr weiterlesen!” Ich bin weder Literaturkritiker, noch Textanalytiker noch fachlich gebildet um Meisterwerken gerecht zu werden. Zumal ich selbst im Deutsch Grundkurs damals keine Meisterleistung erzielte. Was für mich nach wie vor zählt ist das Gefühl, die Begeisterung und die Geschichte als solche, die mich fesselt oder doch eher enttäuscht.

 

Angefangen habe ich mit Kafka “Das Schloss”. Da ich von Kafka bisher noch rein gar nichts gelesen habe und immer mal hier und da Faszination herausgehört habe, war es jetzt eigentlich schon beinahe Pflicht mit diesem zu beginnen.
Landvermesser K. wurde von der Schlossbehörde angefordert und möchte nun seinen Dienst antreten. Doch worin jetzt genau seine Aufgabe liege, da wie sich herausstellt rein gar nichts vermessen werden müsse, ist fraglich. Nachdem er die ersten Menschen aus dem angrenzenden Dorf kennenlernt, beginnt K. sich immer mehr zu verlieren. Sein ursprünglicher Plan wird durch die gegebenen Umstände ständig Neuem unterworfen, er verliebt sich und scheint förmlich blind zu werden und die Sekretäre der Stadt tun das Restliche im großen Spiel der Abhängigkeiten und Verwirrungen. Was für mich zunächst noch recht interessant begann, hat sich aufgrund scheinbarer Naivität und Verwirrungen nach und nach in eine Art Spiel und Komplexität der Bearbeitung verwandelt.

Auf die heutige Zeit übertragen kommt es den Behörden und Landesverwaltungen nahe, einer kennt den anderen gar nicht oder kaum und die kleineren müssen den anderen zuarbeiten in der Hoffnung Gehör zu finden. Das eigentliche Ziel bzw. der Grund der Bitte ist im Grunde egal, denn Kleinigkeiten und Wichtigkeiten müssen erst einmal den Wust der Verwaltung durchdringen, um dann irgendwann genehmigt oder abgelehnt zu werden. Manche Entscheidungen geben keinen Sinn und sind mehr als fraglich, beeinflussen das Leben anderer allerdings gewaltig. Ich würde nun gerne sagen, dass es ein großartiges Buch wäre, mit einer noch großartigeren Aussagekraft, aber irgendwie konnte Das Schloss mich nun nicht allzu sehr begeistern. Vielleicht liegt es daran, dass Kafkas gedankliche Verstrickungen nie ein Ende gefunden haben, vielleicht auch einfach weil diese Wandlung des ursprünglichen Plans K. immer mehr den Boden verlieren lässt und er sich schließlich scheinbar gänzlich verloren hat. Als Film könnte ich es mir komischerweise großartig als Sketch vorstellen, aber dies nur beiläufig.

 

 

“Frankenstein” von Mary Shelley hat mich dann überraschenderweise sehr begeistert und ich bin mehr oder weniger durch die Seiten geflogen. Obwohl ich mir in diesem Fall fast nichts markiert habe, hat mich die Geschichte mehr als gefesselt. Ich kenne Frankenstein einzig und allein aus verschiedenen Filmen/Serien/… die früher häufiger mal im TV hoch und runter liefen. So hatte ich dann auch eine gewisse Erwartungshaltung was die Geschichte als solches betraf, musste allerdings feststellen, dass diese ganz anders daherkommt. Die Erschaffung des Monsters, ist im Buch eher beiläufig erwähnt, nicht so fokussiert, wie man es vielleicht erwarten würde.

Frankenstein erschrickt vor seinem Werk und beide flüchten zunächst voreinander. Das furchtbare, riesige Monster, das ganz gewiss keinen Schönheitspreis gewinnen mag, versteckt sich vor der Menschheit. Jeder den es trifft fürchtet sich und kämpft um sein Leben. Das Monster erlernt in einem Schuppen nahe einer Familie die Sprache und eigentlich auch das wahre Leben und die Gemeinschaft kennen. Doch die Angst vor ihm bleibt. Als es nun beschließt an Frankensteins Familie Rache zu nehmen und sie nach und nach auslöscht, beginnt eine Hetzjagd auf das Monster. Sein einziger Wunsch war eine Frau, doch die Zweifel haben ihn in eine ganz andere Ecke getrieben.

Auch hier finde ich die Überleitung oder Interpretation toll, die eigentlich auf das heutige Schubladendenken zurück geht. Der Mensch beurteilt oftmals nach dem Äußeren und selbst gute Gesten können so falsch gedeutet werden. Dass sich daraus entwickelte in dem Opfer oder Betroffenen ignoriert man. Selbst dass all das Schlechte eine Ursache hat, beschäftigt niemanden, denn einzig und allein das Ist ist existenziell. Eigentlich traurig und doch so wahr, auch wenn es sich in diesem Fall um ein Monster dreht, dass der Mensch selbst produziert hat. Vielleicht ergeht es uns mit unseren Robotern und künstlichen Züchtungen aus dem Reagenzglas bald ähnlich? Hach, ich könnte hier nun Gedankenfässer öffnen, aber um bei diesen beiden Büchern zu bleiben… Ich habe gemerkt dass Klassiker eigentlich nur einen komischen Ruf haben. Einige von euch werden nun sicher sagen: “Ach, welch Überraschung (ironischen Unterton hier einfügen)”, aber ich erinnere mich nur noch an die Schulzeit mit den komischen Heftchen. Diese Bücher gehen einen Schritt hinaus, schon optisch.

 

Was mir an Manesse dabei so gut gefällt, ist einmal das Format. Kleine (Taschen)Bücher kann man einfach immer und überall mit hinnehmen und inhaltlich umfassen sie genauso viel wie ein normal großes Buch. Desweiteren finde ich haben diese einen recht angenehmen Satzspiegel, die Seiten scheinen nicht durch, eine Fadenheftung mit passendem Lesebändchen und einfach ein sehr schönes Design. Uuuund heutzutage für mich irgendwie schon was besonderes: Sie kommen aus Deutschland! Also gedruckt, gebunden usw. wurden sie hier. Erst vor kurzem ist mir aufgefallen wie viele Taschenbücher doch in dem nahen Ausland produziert werden, aber das ist dann auch wieder ein anderes Thema.  Hier jedenfalls, sehr hochwertig und daher bin ich jetzt förmlich gezwungen diese Fakten zu betonen.

 

Sicherlich werden hin und wieder weitere Klassiker meine Leselust entfachen. Ich bin gespannt welche es werden.
Habt ihr da vielleicht gute Tipps?

 

 

 

Das Schloss – Franz Kafka
Manesse.
608 Seiten. 25 Euro. Hardcover

Frankenstein – Mary Shelley
Manesse.
464 Seiten. 22 Euro. Hardcover

6. August 2018

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