Selbstdarstellung – ein fabelhaftes Gedankenkonstrukt

Eigentlich ist es komisch so viele Worte und persönliche Gedanken von sich im Internet zu lesen oder auf Instagram öffentlich gestellt zu haben. Einige würden nun sagen: “Naaaah, das ist doch nix!”, für mich ist’s dennoch nach wie vor irgendwie ein großer Schritt. Ich, der eigentlich so gar nicht auf Aufmerksamkeit steht und vor 10 Jahren noch in der Abizeitung als “Geist” des Jahrgangs betitelt wurde. Vor Kurzem bin ich nun 29 Jahre alt geworden und dennoch hat sich im Vergleich zu den vorherigen Jahren hier kaum etwas verändert. Aufmerksamkeit ist nicht meins, geschätzt, gefragt und ernst genommen zu werden gefällt mir jedoch sehr.

Meine Anfänge im Internet – komisch, anders, Hilfe!!!

Gott, ich erinnere mich noch an damals, wo die Zeit mit dem ‘Onlinesein’ gerade los ging. Wobei wir zu Hause regelrechte Spätzünder waren. Meinen ersten Computer gab es 1999. Ein riesiger Klopper mit Windows 98. Was habe ich damals geheult, als wir die Installation des Betriebssystems nicht auf Anhieb hinbekommen haben und nichts, einfach nichts ging und wir Hilfe von einem ‘Fachmann’ brauchten. Später hab ich meinen Rechner dann regelmäßig selbst platt gemacht und neu aufgesetzt, aber das aller erste Mal war echt eine Qual.
Zunächst gab es bei uns dann nur CD-Roms mit Nachschlagewerken, der Erde in 3D und Schreiblenprogrammen. ich sehe mich noch heute die aufploppenden Wörter schreiben. Etwas später ging’s dann auch bei mi los und wir oder besser gesagt ich konnte mich mit dem Modem ins Internet einwählen. Wie sehr ich diese Geräusche und diese freudige Wartezeit, bis das Internetfenster endlich nach gefühlten Ewigkeiten aufploppte, vermisse. “Ich bin drin! Das ging ja einfach.” Naja. Gut, aol hatten wir nie und eine ISDN-Leitung auch nicht. Und dann, ja was macht man eigentlich mit diesem Internet. Damals ja noch recht befremdlich, das ewige Laden und generell. Heute fragt man sich eh, wie man das ‘früher’ überhaupt ausgehalten hat.

Eine Stunde pro Tag durfte ich das Netz erkunden. So genau hab ich’s allerdings nie genommen, erst mit der zweiten oder dritten Ermahnung kam dann das Trennen der Leitung. Und irgendwann begann dann  auch die Chatzeit. Ich weiß gar nicht, ob ich damals schon ein Profilbild hatte, aber irgendwie fand ich es faszinierend, sich mit anderen über den freenet-Chat auszutauschen. Später kamen dann die regionalen Community-Websites mit Chatfunktion. Hier dann schon mit eigenem Profil. Gott, wie gern hab ich mich mit strandi, pandaberry, Dadon und Co auszutauscht. Heute in der Form gar nicht mehr vorstellbar. Irgendwann kam dann die Zeit mit myspace, schuelervz/studivz und ICQ. Die ersten Treffen mit ‘fremden’ Menschen. Ich weiß noch, wie mich Sarah aus Wuppertal nach unzähligen Skype-Chats besuchen kam und wie furchtbar ich es fand, total überrumpelt. Es sollte eine Überraschung sein, aber ähm ja… Von total freudig, beinahe verliebt zu Ohje, lass mich nur in Ruhe. Das war dann auch die Zeit meiner peinlichen Revolverheld-Fan-Phase. Wahrscheinlich kommt das gerade auch nur alles wieder hoch, weil ich vorhin einen SingmeinSong-Ausschnitt mit Judith Holofernes gesehen habe, in dem sie einen Song von Johannes Strate neu interpretiert.

Irgendwann und das war dann eigentlich mein ‘Durchbruch’ kam dann die eigene Wohnung mit DSL-Leitung. Yay, meine Onlinepräsenz…. Wahnsinn. Ich hab ja alles mögliche zumindest mal kurz angeguckt, aber geflasht hat mich selten etwas. 2013 hab ich dann mit meinem ersten Iphone, dass ich mir mühsam als Freelancer in einer kleinen Werbeagentur in Hamburg noch erarbeitet habe, hab ich dann meine Faszination an Instagram entdeckt. Damals noch eher ein Spiel und der Versuch großartige Fotos zu machen und nach tollen Profilen ausschau zu halten. Doch irgendwie wurde aus meiner Instagram-Karriere bis heute nichts. Schade eigentlich!
Ich mag mich allerdings nicht verbiegen, um anderen zu gefallen, oder schreie laut hier. Ich bin ich, irgendwie anders, habe ich manchmal das Gefühl und dennoch genau richtig.
Ich finde es immer faszinierend, wie sich Menschen präsentieren und sich für so ein bisschen Tünnif quasi verkaufen. Ist ja toll wie sie sich anpassen und Arbeit in ihre Selbstdarstellung stecken oder anderen was vormachen. Sei es bildlich oder mit Texten und Kommentaren. Und dann denke ich immer wieder: Warum? Reicht das nicht eigentlich aus, wenn man sich selbst so gefällt wie man ist und auch nur das wiedergibt. Wieso sollte ich anderen erzählen, wie toll ich sie finde, wenn sie eigentlich doch total dämlich sind oder mich an irgendetwas ranhängen? Wie viele Instagram-Menschen hab ich bereits beobachtet, die sich nach und nach zu etwas komischen verändert haben und laut ‘folgt mir!’ geschrien haben. Meistens stelle ich fest … Oh mein Gott, das scheint ja tatsächlich zu funktionieren, aber irgendwie finde ich dies genauso unsympathisch und grausig wie teilweise gespielt unecht.
Und dann merkt man irgendwie wieder in was für einer Zeit von Oberflächlichkeiten wir uns befinden, wie sehr jeder Aufmerksamkeit erhaschen möchte und wie toll dann doch die reale Welt da draußen ist. Und wenn ich mir heute vorstelle, dass sich die Technik immer weiter entwickelt und irgendwie alles gruselig miteinander verknüpft und von einander abhängig ist … nein, das will ich nicht. Dann bin ich lieber der verschrobene, kleine Mann, der die Ruhe noch genießen kann.

 

Wir wollen alles sein, nur nicht wer wir sind
Haben Angst vor Einsamkeit, doch stecken mittendrin
Hoff’ auf die Revolution, doch sie schweigt
Ist da irgendwer oder bin ich allein? – Joris

 

Meine Erkrankung hat meinen Fokus des Lebens komplett verschoben. Manchmal bin ich sogar dankbar, dass mir im August 2015 dieser blöde Virus begegnet ist und mich aus meiner ‘tollen’ Welt geworfen hat. Auch wenn ich die Zeit sehr vermisse und noch immer gerne irgendwas kreatives, designiges machen will, ist irgendwie alles anders geworden. Man lernt Menschen anders zu schätzen und zu beurteilen. Und ebenso merkt man auch wie ersetzbar mein eigentlich heutzutage ist. War das schon immer so?
Andersrum merke ich wie ich Schritt für Schritt wachse und eben auch sowas was ich grade schreibe, schreibe. Ein Einblick in mich selbst und meine Gedanken, obwohl ich noch immer lieber unter vier Augen direkt gefragt werde um mir ganz gewiss zu sein, der andere interessiert sich auch für mich, mag das überhaupt wissen und nimmt mich ernst. Ein sinnvoller Austausch ist mir da generell sehr wichtig… schließlich mag ich ja Tiefgründigkeit und so.

Ich habe Bücher neu für mich entdeckt und irgendwie ist da sogar eine Leidenschaft draus geworden. Von der TV-Eule zum Bücherwurm oder so ähnlich. Ich lerne noch immer, dass es mir eigentlich egal ist, was andere über mich denken und solange ich mich damit wohl fühle, sollte alles erlaubt sein. Menschen be- und verurteilen eh viel zu schnell oder stecken einen gern in Schubladen. Schubladendenken … Lieblingsthema. Ich verpacke alles fein säuberlich in Kartons. Wie oft wurde ich in den letzten Jahren in die Psycho-Ecke geschoben und das nur, weil andere die eigenen Probleme nicht verstehen wollen oder nachvollziehen können, weil sie diese Probleme selbst noch nie besessen haben. Und selbst wenn, ich muss damit klar kommen, weder du noch du noch irgendwer anders. Ich kann Tipps geben, erlebt und mitgemacht hab ich nun ja schon eine Menge, aber was er/sie/du/niemand draus macht, ist immer noch die eigene, eigentliche Frage nach dem Ursprung.

Jetzt habe ich mich mal wieder in irgendwas verrannt, was ich eigentlich thematisch gar nicht erzählen wollte, aber gut, das ist auch irgendwie ein Teil von mir. Das Denken beginnt mit einem kleinen Begriff und schon denke ich an die zehn anderen möglichen Themenbereiche und alle wollen gern gleichzeitig analysiert und erzählt werden.
Worauf ich eigentlich hinaus wollte … die Hinführung und Überleitung habe ich jetzt eh komplett verkackt … Sei du selbst!Egal ob online oder in real – Es ist ganz einfach. Und arbeite bitte auch nur an dir, weil du das selbst willst. Es ist nicht einfach und ich scheitere auch noch heute daran, wenn ich unbedingt jemandem gefallen und beeindrucken möchte.Meistens klappt das dann eh nicht, weil ich mich recht deppert dabei verhalte. Das Internet ist wie alles ein Medium zur Selbstverwirklichung (und zum Quatsch labern und vielleicht auch um Informationen einfach zu bekommen). Daher sollten wir es auch dafür nutzen und uns nicht dafür schämen wie wir sind. Jeder hat Mängel oder Macken, ich weiß wovon ich rede, aber warum sollte nicht grade das an einem Menschen toll sein? Manchmal halte ich mich raus und ‘verstecke’ mich, manchmal springe ich einfach über meinen Schatten und wage etwas, aber im Grunde bin ich am Ende immer noch ich selbst, egal ob ich siege oder scheitre.

Wo ich im Leben hin will? So genau weiß ich das ehrlich gesagt noch gar nicht. Eigentlich hat mir das Leben immer andere Wege geboten, als die, die ich eigentlich betreten wollte. Vielleicht kommt irgendwann mal eine gute Fee um die Ecke und ermöglicht mir drei Wünsche. Wer weiß das schon.

Und ja, es ist wirklich so, dass ich geschriebene Texte nicht noch einmal Korrekturlesen kann. Daraus wird dann nämlich ein Fass ohne Boden und das Verschlimmbessern geht dann los, denn ich kenne ja bereits Ende, sobald ich erneut von vorn beginne. Daher wird dieser Text sicherlich auch vor Grammatik- und Rechtschreibfehltritten nur zu strotzen. Das ist dann wahrscheinlich auch wieder eine komische Macke von mir, aber hej, was soll’s. Ich klappe nun den Rechner zu und sobald ich an was anderes denke, sind die Gedanken hieran auch wieder verflogen. In diesem Sinne… habt einen schönen Tag, bleibt euch treu und macht einfach weil ihr Bock drauf habt. frank

27. April 2018

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