Digitale Erschöpfung – Ziele und Auswege

Das Buch Digitale Erschöpfung – Wie wir die Kontrolle über unser Leben wiedergewinnen von Markus Albers erreichte mich bereits Ende des letzten Jahres, in einer Zeit wo mir mein Handy eigentlich sehr auf den Keks ging und ich auf einer Art Flucht vor dem Zwang des ständigen Nachguckens war. Aber dieses Ziel steht hier thematisch nicht im Vordergrund, es geht um viel mehr. Ich finde es geht hier um ein sehr persönliches Sachbuch von Markus Albers, der dem Leser nicht nur sein Leben mitnimmt, sondern auch seine Bedenken und Zweifel an der zusätzlichen Technologie, die uns helfen soll die Probleme zu lösen, die die Technik eigentlich erst in Gang gesetzt hat, teilt. Es geht um die digitale Arbeitswelt, de sich zunehmend in unser Privatleben drängt und uns rund um die Uhr erreichbar macht.Es geht um jetzt und die Frage zur Weichenstellung für die Zukunft. Es geht um Analysen zum heutigen Arbeitsleben und warum Großraumbüros oder generell die Bürowelt von heute nicht so vorteilhaft für Produktivität und Kreativität sind. Dieses Buch ist sehr umfangreich, erschreckend und eindringlich, was es für mich so besonders macht und zum Nachdenken anregt.

“Wir haben eine Kultur geschaffen, in der Geschwindigkeit ein Wert an sich geworden ist. Und all diese Beschleunigung fängt an, ihren Tribut zu fordern: Sie schädigt unsere Gesundheit, unsere Ernährungsgewohnheiten, unsere Beziehungen, Familien, unser Gesellschaft.”

In diesem Buch geht es grundsätzlich um die Arbeitswelt, die Kommunikation zwischen den Menschen und das Leben als solches. Es ist wirklich schwierig alle Punkte dieses Buches in kurzer Form zu erwähnen oder auch umzusetzen. Als kleine Hilfeleistung gibt uns Albers nach jedem Kapitel eine kurze Zusammenfassung mit einer Übersicht von Individuellen Strategien, Strategien für Arbeitgeber sowie mögliche Strategien für die Politik und Tarifparteien. Die digitale Zukunft wird uns überrollen, wenn wir nicht jetzt beginnen den optimalen Weg zu ebnen und so etwas wie Richtlinien im Umgang mit dem Digitalismus zu schaffen.

 

 

 

“Könnten sich alle darauf einigen, wann synchrone und wann asynchrone Kommunikation geeignet ist, wer wie auf welchen Kanälen am besten zu erreichen ist und wann eben auch nicht – wir hätten sehr viel weniger Probleme […] Leider ist die Realität eine andere: Kollegen und Kunden, Freunde und Familie, Chefs und Dienstleister – sie alle pingen uns ununterbrochen auf allen möglichen Wegen an, meist auf denen, die ihnen selbst am liebsten sind.”

Albers hat mich mit diesem Buch wirklich überrascht, manchmal sogar etwas nachdenklicher im Bezug auf Technik-‘Fortschritte’ gemacht. So ist das Smartphone der Auslöser von Stress und Angst sowie Zeitvertreib für Zwischendrin. Der Mensch hat verlernt mit Pausen umzugehen und diese effektiv zur Erholung zu nutzen. In seiner Darstellung des Tages hab ich sehr viel Ähnlichkeit zu meiner früheren Agenturzeit gefunden. Eigentlich erschreckend, aber er hat Recht und so wie es ist, kann es einfach nicht weitergehen. Wir müssen wieder lernen langsam einen Gang zurückzuschalten und einfach zu leben. Dieses Buch wäre vielleicht ein Anfang zum kritischeren Umgang und eine Idee für ein besseres Arbeitsleben.

 

“Einer Facebook-Gruppe über Produktivität beizutreten ist so, als würde man einen Stuhl kaufen, um zu joggen. Anders gesagt: Ein Blog über Achtsamkeit zu lesen ist, als würde man öfter mal zum Schnaps greifen, um weniger Bier zu trinken.”

 

Digitale Erschöpfung – Markus Albers
Hanser Literaturverlage.
288 Seiten. 22 Euro. Hardcover.

 

18. Februar 2018

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